Der letzte Ausweg

In seiner jüngsten Serie fusioniert der Bildkünstler Andreas Kremer seine Fotografien zu dystopischen Collagen.

Beispielfoto von Andreas Kremer

Vorbilder – im Sinne von Vor-Bildern – sind eine zweischneidige Sache. Einerseits bieten sie Orientierung und stacheln an, andererseits steht man als Bildschaffender vor der Herausforderung, nicht zum „Nach-Bildenden“ zu werden. Einige Fotografen suchen ihre Inspiration deshalb bewusst in anderen Kunstformen oder versuchen, visuellen Einflüssen gänzlich aus dem Weg zu gehen.

Andreas Kremer geht da weit unbefangener an die Sache ran: Er habe sich lange für Jeff Wall und Andreas Gursky und ihre konzeptuellen Bildkonstruktionen begeistert. Gleichzeitig, sozusagen als Gegengift, hat er japanische Fotografen wie Daidō Moriyama, Nobuyoshi Araki und Eikō Hosoe und ihre „erfrischend subjektive Herangehensweise“ betrachtet.

Tatsächlich hallen beide Einflusssphären in Kremers Art der Fotografie nach – als Synthese, als dialektische Schlussfolgerung, wenn man so will. In Kremers frühen Arbeiten dominieren ornamentale Wimmelbilder, vorwiegend aus asiatischen Megacitys wie Bangkok, Hongkong, Tokio oder Saigon. Später folgen morbide Stillleben neben diskreten Aktbildern, deren Nacktheit sich in Detailstudien von Formen und Flächen auflöst. Nach mehreren Besuchen von Japan entsteht sein erstes Buch („TENSION“, Kerber Verlag) und als Spin-off die Bilderserie „Lost in Tension“: ein poetisches Essay über das Leben und die Ästhetik Japans.

Der inspirierende Effekt des Lockdowns

Andreas Kremer stieg vor zehn Jahren aus der IT-Branche aus und als Autodidakt in die Fotografie ein. Seither hat er sich mit einer ganzen Reihe an Sujets auseinandergesetzt. In seinem Brot-und-Butter-Job fotografiert der Kölner weltweit Architektur und Interieurs für Makler, die gehobene Wohnungen vermitteln. Auch deshalb war und ist er viel unterwegs – mit Ausnahme während der Pandemie. „Die Lockdowns waren natürlich schwer für mich als Vielreisenden, im Rückblick hatten sie aber auch etwas Gutes“, sagt Kremer. „Sie brachten mich dazu, mich mit meinem Archiv zu beschäftigen – und schlussendlich auf die Idee zu ‚The Last Resort‘“.

Die Serie, deren Titel übersetzt „Der letzte Ausweg“ bedeutet, ist Kremers erstes Projekt jenseits der klassischen Fotografie. An die Stelle des Einzelfotos treten komplexe Foto-Collagen, die er aus mehreren, manchmal vielen Dutzend Bildern komponiert. Die Stimmung ist oft dystopisch: Verdichtete urbane Räume und ländliche Szenerien werden  …

 

 


Lesen Sie den kompletten Beitrag in der aktuellen Ausgabe


TIPA Banner