Unter Männern

Juliane Herrmann über ihr fotografisches Essay „Man Among Men“ zum Thema Freimaurerlogen und zu ihrem persönlichen Erkenntnisgewinn.

Foto von Juliana Herrmann

Schon während meines Fotografiestudiums habe ich mich mit Männerbünden beschäftigt, erstes Sujet: Studentenverbindungen. Fasziniert haben mich an diesem Thema gleich mehrere Aspekte: die Gruppendynamik, also die Frage, wie sich Menschen innerhalb einer Gemeinschaft zueinander verhalten. Die Regeln und Dresscodes, über die sich bestimmte Gruppen definieren. Ihr geschlossener Charakter, der dazu führt, dass Außenstehende nur wenig Einblick in das bekommen, was sich im Inneren abspielt. Reizvoll fand ich auch die Tatsache, dass ich als Frau normalerweise keinen Zutritt zu diesen Männerbünden habe. Die Fotografie war und ist für mich also ein Türöffner zu Welten, die mir ansonsten verschlossen blieben.

Irgendwann im Laufe des Projekts hat mich einer der Studenten auf die Freimaurerei aufmerksam gemacht. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur wenig davon gehört, habe dann recherchiert und erfahren, dass die während der Aufklärung entstandenen Freimaurer sich in Logen organisieren und heute weltweit Schätzungen zufolge noch rund sechs Millionen Mitglieder zählen.

Dass Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität ihre Grundideale sind. Und dass ihre Mitglieder das Ziel verfolgen, durch ständige Arbeit an sich selbst zur Selbsterkenntnis zu kommen und somit bessere Menschen werden wollen.

Mein Interesse war geweckt. Ich entschloss mich, das Thema in Angriff zu nehmen. Allerdings war das leichter gesagt als getan, denn grundsätzlich sind Freimaurer zur Verschwiegenheit verpflichtet. Zwar haben sich die Logen in der Neuzeit gegenüber der Gesellschaft geöffnet. Man könnte sagen: Sie haben sich von einer „Geheimgesellschaft“ zu einer „Gesellschaft mit Geheimnissen“ gewandelt. In ihr innerstes Geschehen lassen sie Außenstehende allerdings eher nicht blicken. Die Rituale, die in den Tempeln stattfinden, sind für Gäste nicht zugänglich, und insgesamt sind Freimaurer eher zurückhaltend, wenn es um das Thema Berichterstattung geht.

Vertrauen gewinnen

Zu Beginn habe ich verschiedene Logen in meiner Nähe angeschrieben. Einige von ihnen waren zu einem Treffen bereit, manche kommunizierten sogar sehr offen mit mir, allerdings blieben die meisten Gespräche an der Oberfläche oder liefen ins Leere. Der engste Kontakt hat sich zu einer Dortmunder Loge entwickelt. Im Laufe von Monaten war ich mehrfach zu Gast, ohne dass ich auch nur ein Foto gemacht hätte.

In diesen Vorgesprächen habe ich versucht, zu verstehen, was Freimauerei überhaupt bedeutet – und mir allmählich das Vertrauen der Freimaurer erarbeiten können. Nach logeninternen Diskussionen erhielt ich schließlich die Erlaubnis, vor Ort zu fotografieren und mich dabei frei zu bewegen. Dank dieser ersten Bildergebnisse habe ich Zugang zu immer mehr Logen bekommen – zunächst in Deutschland und den Niederlanden (wo ich eine Zeit lang studiert habe), später dann auch zu solchen in Brasilien, England und Israel.

Ziel war es, die Freimaurerei als global auftretendes Phänomen zu betrachten und kulturelle Unterschiede zwischen den Freimaurerlogen in verschiedenen Ländern herauszuarbeiten. Meinen Fokus habe ich dabei insbesondere auf die Frage gerichtet, was Menschen zu den Freimaurern hinzieht. Neben Interieurs habe ich deshalb auch Mitglieder, rituelle Zeremonien – soweit es mir zugänglich war – sowie die alltäglichen Kulissen des Lebens in den Logen in Bilder gefasst. Es ging mir dabei auch darum, …

 


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