Technische Kameras (3)

Dreiteiliger Workshop zu technischen Kameras: Im dritten und letzten Teil beschäftigt sich Frank Werner mit dem Thema „Nachbearbeitung von Bildern technischer Kameras“.

Beispielfoto aus digit! 3-2021

Welcher RAW-Konverter?

Im letzten Teil unseres Workshops zum Arbeiten mit technischen Kameras möchte ich euch die Besonderheiten zeigen, die man bei der Bearbeitung dieser Bilder beachten muss. Welche technischen Kameras es gibt, wie sie funktionieren und wie man praktisch mit einer technischen Kamera arbeitet, habe ich in den beiden letzten Ausgaben der digit! erklärt. Falls ihr diese Artikel nicht gelesen habt, holt es bitte nach – ihr braucht dieses Wissen als Grundlage.

Während das Angebot an Bearbeitungssoftware für „normale“ Kameras wieder wächst und man hier neben den Platzhirschen Adobe Photoshop Lightroom und Capture One mit Programmen wie DXO, Affinity, Luminar, Gimp, Darktable, RawTherapee und einigen anderen eine große Auswahl an Programmen hat, ist die Auswahl, wenn man den Support für Fachkameras benötigt, recht begrenzt. Wenn wir uns an den letzten Teil erinnern, können wir mit Fachkameras tilten und shiften, fangen uns damit aber eine Reihe von neuen Problemen ein, die wir in der Nachbearbeitung korrigieren müssen. Damit wir ein Bild perfekt bearbeiten können, muss die Software, mit der wir arbeiten, folgende Funktionalität aufweisen:

• Objektivprofile für die verwendeten Objektive
• Korrekturmöglichkeit für Shift (horizontal und vertikal)
• Lens Cast Correction (Korrektur von Farb- und Helligkeitsverschiebungen)
• Beugungskorrektur für hochauflösende Kameras und Backs, die Auflösungsverluste durch Abblenden korrigiert

Kurz gesagt, gibt es momentan leider nur eine mir bekannte Software, die alle diese Punkte unterstützt, und das ist Capture One. Nun wollen wir die genannten Punkte Schritt für Schritt anhand unserer Beispielbilder aus dem letzten Workshop durchgehen und uns die Bearbeitung ansehen.

Welche Werte habe ich verwendet?

Wie wir im letzten Teil schon festgestellt haben, gibt es bei den meisten technischen Kameras – mit einer Ausnahme, der Phase One XT – keine Möglichkeiten, die fachkameraspezifischen Informationen wie Shift, Tilt oder auch das verwendete Objektiv während der Aufnahme in den Exif-Daten der RAW-Datei zu speichern. Dies liegt an zwei Dingen:

1. Es besteht in der Regel kein elektronischer Kontakt von Objektiv und Kamera zum digitalen Back. Wenn Copal-Verschlüsse vorhanden sind, kann ein Auslösesignal (Wake Up) zum „Aufwecken“ des Backs aus dem Ruhezustand gesendet werden. Es erfolgt keine Übertragung weiterer Informationen. Auch die manuellen Verschiebungen der Kamera in X- und Y-Richtung werden bei allen handelsüblichen Kameras wie Alpa, Arca Swiss, Cambo, Silvestri etc. nicht elektronisch erfasst. Lediglich die Phase One XT erfasst diese Daten als erste „vollintegrierte“ technische Kamera.

2. Es gibt bei allen mir bekannten digitalen Backs, inklusive der aktuellsten, nämlich dem Phase One IQ4 und Hasselblad CFV II 50C, leider keine Möglichkeiten, diese Daten manuell den Exif-Informationen hinzuzufügen. Lediglich ein Eingabefeld für die verwendete Blende gibt es beim IQ4. Dieses wäre aber problemlos durch ein Firmwareupdate korrigierbar – wenn die Hersteller nur wollten.

Als Workaround mache ich mir immer mit dem iPhone ein Bild meiner Kamera, auf dem ich den horizontalen und vertikalen Shift erkennen kann. Außerdem zeigt es mir die sonstigen Exif-Daten. Das Objektiv notiere ich mir in der Regel händisch, bzw. ich kann meine Objektive anhand der Szenen ganz gut voneinander unterscheiden.

Objektivprofile

Ob ein Programm „eure“ Objektivprofile unterstützt, hängt jetzt natürlich davon ab, welche ihr verwendet. Wer mit einer Lösung arbeitet, an der Objektive, z. B. von Canon, Nikon, Phase One etc., an eine Fachkamera adaptiert werden – wird also mit einem Adapter gearbeitet und ein „handelsübliches“ Objektiv einer der großen Hersteller verwendet – für den gibt es in der Regel kein größeres Problem, nur einen kleinen Pferdefuß. Wenn ihr z. B. mit einem CFV-50 von Hasselblad und einem Canon-Objektiv arbeitet, ist der benötigte Bildkreis für den größeren Sensor natürlich größer. Ich gehe aber mal davon aus, dass ihr das getestet habt und der Bildkreis ausreichend ist, sodass keine harten Vignettierungen in den Ecken entstehen. Allerdings sind die Profile der Objektive in den RAW-Konvertern auf die Standardsensorgröße, …

 


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