Retter des Riesen-Polaroids

Der frühere Imaging- und CE-Manager Markus Mahla arbeitet in seinem Studio mit einer der beiden letzten 20 x 24 Polaroid-Kameras.

Starfotograf Rankin bei der Arbeit

„Meine Lebensgeschichte ist, das lässt sich von heute aus gesehen so sagen, eng mit der Marke Polaroid verbunden. Genauer gesagt: mit bestimmten Produkten und der Magie, die ihnen innewohnt. Mitte der 90er-Jahre – ich studierte damals Mediensoziologe – war ich als Werksstudent im Offenbacher Headquarter von Polaroid Europa tätig, zunächst in der Poststelle, bei den Defektretouren, in der Auftragsannahme, in der PR-Abteilung, irgendwann endlich auch im 20 x 24 Studio.

Das Studio wurde von Jan Hnizdo geleitet. Ich assistierte ihm an der 20 x 24 Land Camera – genau gesagt: an der 20 x 24 Land Camera #5. Insgesamt wurden nämlich gerade einmal sechs Exemplare dieses „Biests“, wie viele Fotografen, die mit ihr gearbeitet haben, die Kamera liebevoll nennen, gebaut. Dass ich Jahrzehnte später Eigentümer exakt dieser Land Camera #5 sein würde, hätte ich mir damals nicht im Traum ausgemalt.

Zu deren schönsten Aufgaben gehörte seinerzeit die Inventarisierung der einige Tausend Kunstwerke umfassenden „International Polaroid Collection“, die mit der Polaroid 20 x 24 Land Camera gemacht wurden – darunter auch Werke von Andy Warhol. Ich war nichts weniger als: fasziniert. Am Ende meiner Werkstudentenzeit wurde ich vom damaligen Polaroid CFO gefragt, ob ich nicht bleiben wolle. Ich wollte, blieb und wurde Manager in den International Headquarters in London und Boston und Jahre später Geschäftsführer der DACH-Region und verantwortete in dieser Funktion u. a. die damals gehypte, im Rückblick aber doch recht halbherzige Digitalstrategie von Polaroid mit.

Ich erlebte die erste Insolvenz direkt mit und später den Aufkauf durch den windigen und später in Handschellen wegen mehrfachen Betrugs abgeführten Inhaber und Multimillionär Tom Petters, der die Marke vollständig entkernte und damit den letzten Sargnagel setzte.

Etwa zu dieser Zeit hatte ich Florian „Doc“ Kaps kennengelernt, einen studierten Biologen und verrückten Visionär, der sich damals bei der Lomografischen Gesellschaft umtat und erkannte, was keiner außer ihm sehen wollte: dass gerade der launische, unvorhersehbare Charakter des Sofortbildmaterials Chancen für die künstlerische Fotografie bietet.

Doc jedenfalls versuchte auf der photokina, zu mir vorzustoßen, wurde mehrfach von den Sekretärinnen abgewimmelt. Irgendwann hatte er Erfolg, und wir saßen auf einem der beiden Rheinschiffe, die Polaroid während der Messe gemietet hatte, bei einem Kaffee und ich erfuhr von seinem wahnwitzigen Plan: Er wollte eine größere Charge abgelaufener Filme kaufen.

Nachdem wir eine mögliche Regressforderung vertraglich ausgeschlossen hatten, wurden wir handelseinig – und Doc vermarktete das vermeintlich unbrauchbare Material unter den Sofortbild-Aficionados und anderen Experimentierfreudigen mit seiner neu gegründeten Firma „UNVERKAEUFLICH“. Später fasste dieser ins Analoge als Kontrapunkt zur digitalen Vorhersehbarkeit vernarrte Visionär einen noch abstruseren Plan, …

 


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