Künstliche Intelligenz in der Fotografie: Hype oder Hoffnungsträger?

KI ist das Buzzword seit der letzten photokina und taucht mittlerweile immer häufiger in Branchen-Ankündigungen auf. Was ist dran am Hype? digit! Autorin Petra Vogt erläutert die Funktionsweise und zeigt Einsatzbeispiele, damit Fotografen die Möglichkeiten gezielter nutzen und die Grenzen erkennen können.

Hand aufs Herz: Verwenden Sie künstliche Intelligenz (KI) schon irgendwo in Ihrem Foto-Workflow? Wenn Sie jetzt den Kopf schütteln: Wir wetten, dass es die meisten tun, denn Adobe hat bereits seit einiger Zeit mehrere Funktionen in Photoshop eingebaut, die auf der hauseigenen KI-Technologie Sensei basieren. Auch der in spiegellosen Systemkameras bereits seit Jahren angebotene AF-Modus mit Gesichtserkennung basiert ebenso auf KI wie der Augen-AF von Sony.

Diese Beispiele illustrieren, dass sich KI ohne viel Aufhebens bereits in die Fotografie eingeschlichen hat: in die Bildbearbeitung ebenso wie in Kameras und Smartphones. Man hat bisher nur nicht so viel Aufhebens darum gemacht. Erst seit die Smartphone-Hersteller massiv mit KI-Kameras werben, rückt die Technologie mehr in den Blickpunkt. KI ist zu einem Schlagwort geworden, unter dem alles Mögliche – und teilweise auch Unmögliche – rund um die automatisierte Datenverarbeitung subsumiert wird. Daher zunächst einmal eine Standortbestimmung.

Was versteht man eigentlich unter „KI“?

KI (im englischen Artificial Intelligence [AI]) ist ein Oberbegriff für ein Teilgebiet der Informatik und wird übrigens schon seit den 1950er-Jahren erforscht. Die Verbindung zur Fotografie ist enger, als man zunächst vermuten würde, denn das virtuelle „Sehen“ ist eine sehr wichtige Basis-Technologie etwa für selbstfahrende Autos und in der Industrie. Experten verwenden den Begriff KI jedoch gar nicht gerne für die heutigen Technologien, denn er assoziiert viel mehr, als derzeit geleistet wird. Von virtuellen Albert Einsteins oder der automatischen „Motivklingel“ sind nämlich selbst die allermodernsten universitären Computersysteme noch weit entfernt.

Es wurde daher die Unterscheidung in starke bzw. generalisierte KI auf der einen Seite und schwache bzw. spezialisierte auf der anderen eingeführt. Die Zusatzbegriffe illustrieren, worum es geht: Bei spezialisierter KI soll ein isoliertes Teilgebiet menschlichen Vermögens, z. B. das Identifizieren von Motivbestandteilen auf einem Foto, mit Computer-Methoden möglichst gut nachgebildet werden. Dieser Bereich hat in den letzten Jahren dank deutlich gestiegener Hardware-Kapazitäten und den immer leichter verfügbaren großen Datenmengen einen Boom erlebt und lässt manche glauben, es seien kurzfristig wahre Wunder möglich. Von der vollständigen „intelligenten“ Automatisierung der Fotografie und einer Ersetzbarkeit professioneller Fotografen kann aber trotzdem nicht die Rede sein – weder derzeit noch am Horizont. Gleiches gilt übrigens für starke bzw. generalisierte KI und ihre Gleichwertigkeit zu Menschen.

Wie funktioniert KI?

Schauen wir uns die Funktionsweise von KI-Systemen genauer an, um die derzeitigen Möglichkeiten und Grenzen besser zu verstehen: Die aktuell in der maschinellen Bildverarbeitung beliebtesten Methoden kommen aus dem Bereich des „maschinellen Lernens“. Dieses funktioniert ganz ähnlich wie menschliches Lernen und ist für viele von uns im Zusammenhang mit…


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