Das Beste aus zwei Welten

Thorsten Wulff berichtet von seinen Erfahrungen beim Einstieg in die Arbeit mit einer analogen Großformatkamera.

Mein Weg zur analogen Großbildfotografie begann 1984 im Restaurant meines Freundes Mario Ruscigno. Das „Da Capo“ mit seinem weitläufigen Garten war ein beliebter Treffpunkt im Herzen Lübecks – und damals quasi mein Büro. Ich war schon Fotograf, arbeitete frei für die Tageszeitung und verließ das Haus nicht ohne meine Nikon. Zu Terminen fuhr ich nach Vorliebe mit dem Rennrad, meine F3 auf dem Rücken. So traf ich im „Da Capo“ Ursula und Kuno Dannien.

Sie Fotografin, er Architekt. Jetzt, fast 40 Jahre später, ziehen die beiden aus ihrem Haus in eine kleinere Wohnung, und Ursula schenkt mir ihre komplette Großbildausrüstung: Eine Plaubel-Peco-Profia-Monorail-Kamera mit vier Schneider-Kreuznach-Objektiven von 58 bis 210 mm. Mit dabei eine JOBO CPP2 mit Lift und einer Jobodrum-Expert-3006-Trommel zum Entwickeln von sechs Planfilmen im Format 4 x 5 Inch.

Für mich, den lebenslangen Kleinbildfotografen, tat sich eine komplett neue Welt auf. Etwas Detektivarbeit war nötig, um das Geheimnis der in die Objektive integrierten Verschlüsse zu lösen. Sie erforderten den Anschluss zweier Drahtauslöser: einen zum Öffnen von Blende und Verschluss für die Belichtungsvorschau auf der Mattscheibe, markiert mit einem weißen Ring; einen weiteren rot markierten zum Auslösen. Es handelte sich um Verschlüsse der Firma Prontor, die im Gegensatz zu den weiter verbreiteten Modellen von Compur und Copal nicht manuell vorgespannt werden müssen, dafür beträgt ihre kürzeste Verschlusszeit aus mechanischen Gründen 1/250 Sekunde. Nebenbei tauchte ich in die spannende Geschichte der deutschen Zentralverschlusshersteller ein und erfuhr mehr über die Rolle, die Ernst Leitz bei der Entwicklung spielte.

Jedem, der auf der Suche nach sehr guten Drahtauslösern ist, sei die Firma Schreck Feinmechanik aus Grebenau-Schwarz empfohlen. Unter www.drahtauslöser.com findet sich eine große Auswahl, ich benutze die Kunststoff-Version mit Profi-Auslöseteil in Weiß und Rot. Die Auslöser können per Kugelbremse arretiert werden, was wichtig für die Verwendung der Prontor-Verschlüsse ist.

Um ein Gefühl für die Abläufe zu bekommen, kaufte ich mir beim Analogspezialisten Fotoimpex in der Berliner Alten Schönhauser Straße ein Packet Foma-Retropan-
320-Planfilm. Als erste Exkursion wählte ich die Berliner Neue Nationalgalerie, deren Umbau dem Ende zuging.

Die Technik beherrschen lernen

Die Plaubel mit ihrem massiven Gitzo-Stativ inklusive Manfrotto-Kopf bringt einiges auf die Waage. „Schnell mal aufs Fahrrad“ war da nicht angezeigt. Um Mies van der Rohes Gebäude ins Format zu bekommen, ohne auf die gegenüberliegende Straßenseite wechseln müssen, setzte ich das Schneider Super Angulon XL 5,6/58 ein. Die Brennweite entspricht …

 


Den kompletten Beitrag lesen Sie im digit! Magazin 5-2021


 

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