Architekturfotos ohne Fachkamera

Stefan Steib zeigt neue Wege bei der Architekturfotografie ohne Fachkamera auf und beschreibt den Einsatz geeigneter Software.

Aufbau für die Architekturfotografie

Dabei geht es um Software wie DXO Viewpoint, Adobe Photoshop und Lightroom, aber auch um Shift-und-Tilt-Objektive, Stitching-Verfahren sowie Sphären und Fisheye-Objektive.

Viele Kollegen im Architekturbereich arbeiten schon mit diesen „unorthodoxen“ Methoden, gerade weil die verwendeten Kameras mit feststehendem Kameragehäuse dies erfordern. Zudem sind klassische Einstellmöglichkeiten bei manchen Jobs (Hotel, Touristik, Innenarchitektur, aber auch Industrie) einfach zu langsam, gerade wenn es um umfangreiche Objekte geht, die in möglichst kurzer Zeit dokumentiert, aber eben auch ansprechend präsentiert werden müssen.

Kurze Zusammenfassung der bisherigen Technik: Mit einem Shift-Objektiv oder Shift-Adapter wird ein Objektiv, das einen Bildkreis- durchmesser aufweist, der Verstellungen erlaubt, aus der Mittenposition so lange verschoben, bis der gewünschte Bildausschnitt erreicht ist. Dies geschieht idealerweise im Lot zur Vermeidung stürzender Linien im Bild. Dabei treten verschiedene Probleme auf:

  1. Vignettierung: Durch die Verschiebung entsteht Lichtabfall, der in der Nachbearbeitung ausgeglichen werden muss.
  2. Schärfeabfall: Jedes Objektiv hat zum Rand hin eine schlech- tere Abbildungsleistung; die Verschiebung bringt diese in prä- sentere Bildbereiche.
  3. Verstellbare Objektive sind groß, schwer und teuer, das gilt erst recht für starke Weitwinkelobjektive, da sie mehr Glas und kons- truktiven Aufwand brauchen, um solche Bildkreise zu erreichen.
  4. Physik: Wo der optische Bildwinkel nicht ausreicht, muss „gezaubert“ werden.

Und genau diese „Zauber-Bereiche“ wollen wir hier einmal näher betrachten.

1. Stitchen mit Shift-Objektiven

Das Zusammensetzen mehrerer Teile eines Bildkreises sollte idealerweise bei feststehender Optik (Vorderstandarte) und ausschließlicher Verschiebung der Hinterstandarte (Kamera) geschehen. Sonst entstehen sogenannte Parallaxenfehler, wenn Objekte im Bildvordergrund mit leichtem Versatz aufgenommen werden. Hierzu bedarf es bei fast allen aktuellen Shift-Objektiven einer zusätzlichen Hardwarelösung in Gestalt einer zusätzlichen Stativklammer. Die Kamera schwebt dann frei und erfüllt so die Funktion einer frei beweglichen Hinterstandarte.

Dabei ist aber auch beim Erreichen der Bildkreisgrenze Schluss mit der Motiverfassung. Es gelten die vorher genannten Qualitätsminderungen, die man meist mit starkem Abblenden möglichst mindert, auch wenn das so Beugungsunschärfe erzeugt. Man erhält so 2 bis 9 Bilder, die man z. B. in Photoshop über „Automatisieren/Automerge“ zusammenrechnen lassen kann. Sind die Bilder mit manueller Einstellung immer gleich aufgenommen, entstehen so einfach und zuverlässig stark vergrößerte Endbilder. Allerdings nützt einem diese Methode wenig, wenn man eine starke Verschiebung von Bildteilen nach oben oder unten benötigt. Stitchen ist meist dann am überzeugendsten, wenn man horizontal den Bildwinkel maximieren will. Der Arbeitsaufwand ist mittelgroß, es bedarf einer Postproduktionszeit pro Bild, die, auch wenn man sie automatisiert, im Minutenbereich liegt. Auch hier gibt es einen erhöhten Archivaufwand. Wenn sich die Lichtverhältnisse bei der Aufnahme schnell ändern, kann das schon zu einem Ausschluss dieser Methode führen. Man macht einfach mehr Bilder, was auch mehr Stress vor, bei und nach der Aufnahme bedeutet.

Bei kleineren Bildsensoren wie APS-C ist die nutzbare Verschiebung relativ zur Sensorgröße erhöht – aber durch die relativ „längere Brennweite“ nicht wirklich ein Fortschritt im Bildwinkel erreicht. Wer allerdings das tut, was bei Architekturaufnahmen immer wertvoll ist, nämlich etwas zurückzutreten und die längste benutzbare Brennweite zu verwenden, um Verzerrungen zu vermeiden, für den …

 


Lesen Sie den kompletten Beitrag in der aktuellen Ausgabe


TIPA Banner