Feines Glas für Handwerker

Drei Voigtländer-Objektive im Test. Sie basieren auf klassischen Konstruktionen und wurden für digitale Sensoren neu aufgelegt.

Fotoenthusiasten kennen den Namen, es handelt sich um einen der ganz großen Pioniere der Fotogeschichte – Voigländer: Kameras und Objektive gehörten wie Leica, Rollei oder Contax zu den Flaggschiffen der deutschen Optikindustrie. Heute kommen unter diesem Markennamen ebenfalls sehr respektable Produkte aus Japan von Cosina. Seit 1999 ist der Markenname bei Ringfoto gelandet und wird aus Fürth vertrieben. Dort wird inzwischen ein großes Portfolio an Objektiven mit ausschließlich manuellem Fokus und mit verschiedenen Anschlüssen angeboten.

Dabei geht das Portfolio vom lichtstarken f1,2/35mm Nokton für Leica VM bis zum legendären Macro Apo Lanthar f2,5/110mm mit Sony-E-Mount. Und schließlich bietet man auch noch das f5,6/10mm Hyper Heliar asphärisch (E-Mount, VM) an, was als Superweitwinkel mit 130 Grad Bildwinkel (zusammen mit dem 10-mm-Samyang für Nikon F und Canon EF) den Rekord bei recti-linearen Festbrennweiten hält.

Diese drei Objektive wurden mit der Sony Alpha 7R IV getestet, das 35mm zusätzlich auf der Fuji GFX 100S. Für die Adaption des Leica-VM-Mounts wurden je ein Leica-VM-E-Mount- sowie ein Leica-VM-GFX-Adapter von Novoflex benutzt.

Das 10 mm/1:5,6 Hyper Wide Heliar ist vielleicht das ungewöhnlichste Objektiv in diesem Testfeld. Die Anfangslichtstärke f/5,6 sowie der extreme Bildwinkel von 130 Grad fordern eine andere Herangehensweise. Selbst auf nächste Entfernungen hat man immer noch „Platz“, aber dabei muss man dann schon ständig stürzende Linien oder völlig verzerrte Objekte, gar Personen, im äußeren Bereich der Optik beachten. Denn eines ist klar: Auch wenn es geometrisch richtig ist, was diese 130 Grad anstellen – und das tun sie beim Heliar bemerkenswert unverzerrt, was auch für Architektur wichtig ist –, kann man damit nicht „einfach so“ auf Motive zugehen, sondern muss sich mehr als sonst detailliert über den Bildaufbau Gedanken machen. Die Perspektive verleitet zum Drauflosschießen, alles schaut irgendwie neu und ungewöhnlich aus. Aber diese „Fluchtlinien-Faszination“ verfliegt schnell. Gerade hier gilt, was für alle Superweitwinkel gilt: Die perfekte Schärfe ist kritisch zu finden, gerade auch wegen der geringen Anfangslichtstärke. Also Fokus-Peaking an, 100 % Bildvergrößerung benutzen und dann vielleicht auch noch die Bildränder anschauen. Das dauert. Außerdem verläuft die Schärfenebene astigmatisch – man muss also genau überlegen, wo man seine Schärfe hinlegt – lieber einige Varianten schießen, auch Fokus Stacking sollte als Mittel ins Auge gefasst werden.

Das Objektiv unterstützt auch die automatische Umschaltung in die Bildvergrößerung, was allerdings hier manchmal kontraproduktiv ist, falls man erst mal im „motivleeren Raum“ landet und dann herumscrollen muss (abschaltbar). Auch sollte man unbedingt die Korrekturprofile, z. B. in Adobe Lightroom, benutzen, es gibt im Gegenlicht leichte Chromas, aber das ist lange nicht so schlimm, wie man das bei der Brennweite vermuten könnte.

Dann wird man mit sehr scharfen und detailreichen Bildern belohnt, die wirken wie kaum bei anderen Objektiven. Mein Favorit dabei sind Landschaften, für Architektur ist der Bildwinkel zu groß, aber auch für Werbeaufbauten mit ungewöhnlichen Perspektiven oder Dokumentationen bei beengtem Raum ist das 10-mm-Heliar einsetzbar.

Auf das 35mm 1:1,2 Nokton asph. VM III war ich neugierig. Die hohe Lichtstärke ist oft ein Hinweis auf einen wesentlich größeren nutzbaren Bildkreis, das wollte ich an meiner GFX100S ausprobieren – und siehe da: mit etwas Vignette bei Unendlich, aber durchaus nutzbar im näheren Bereich. Speziell für die beliebten Bokehs bei offener Blende funktioniert …

 


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