Nikons Neue für den Profialltag

Thorsten Wulff, der Nikon Spezialist im digit! Autorenteam, hat mit der neuen Z 6II und den drei „Trinity“ Nikkoren eine Woche lang Auftragsjobs fotografiert. Sein Eindruck: Beeindruckend.

Beispielfoto mit Nikon Z 6II

In Stanley Kubricks Klassiker „2001“ wird auf dem Mond ein mysteriöser Monolith gefunden. Der Direktor der amerikanischen Raumfahrtbehörde klärt den Führungsstab der Mondbasis darüber auf, warum diese Neuigkeit geheim gehalten wird – und wird dabei von einem Fotografen mit einer lautlosen kleinen Kamera fotografiert. Die Unaufdringlichkeit des Fotografierens in dieser Szene hat mich immer fasziniert.

Viel ist passiert, seit Nikon-Chef Kazuo Ushida die Doppelpremiere der Spiegellosen Z 6 und Z 7 auf der photokina 2018 feierte. Jetzt folgen die überarbeiteten, um ein „II“ im Namen ergänzten Nachfolgemodelle. Die erste Z 6 hatte es mir von Anfang an angetan, von der Auslegung handelt es sich eher um die Allrounderin. Zu Beginn der Nikon-DSLR-Ära wurden höhere Performance und größere Auflösung in zwei separaten Schwestermodellen angeboten, z. B. D2H und D2X. In analogen Zeiten teilten sich FM2 und FE2 den Platz in meiner Domke-Tasche.

Gehäuse und Sensor wie gehabt

Schon mit der Original Z 6 hatte Nikon sehr viel richtig gemacht. Mit der II erfindet der Hersteller das Rad daher nicht neu, es stand Modellpflege im Vordergrund. Äußerlich sind die neuen Z-Gehäuse mit ihren Vorgängerinnen identisch, von der dezenten römischen „II“ abgesehen. Der bewährte 24,5-Megapixel-Sensor in der Z 6II ist der gleiche geblieben. Auch das Menü der Kamera hat sich nicht verändert, Nikon-Fotografen finden sich schnell zurecht. Wie gewohnt, lassen sich unter „Mein Menü“ die eigenen Favoriten zum schnellen Auffinden ablegen. Ich lege dort Abkürzungen zu Funktionen wie Lautlos-Auslösung, HDR, Active D-Lighting oder der Akku-Diagnose an. Unter der Einstellung der Bedienelemente aktiviere ich die Funktion des Einstellrads, auch im Menü blättern zu können, beim Autofokus stelle ich das AF-Hilfslicht ab und aktiviere das Umlaufen der Fokusmessfelder. Hier würde ich mir wünschen, dass auch der Joystick-Subwähler beim Klick das zentrale Messfeld aktiviert.

Zwei Bildprozessoren

In den II-Kameras arbeiten nun zwei Expeed-Prozessoren, vorher war es einer. Das macht sich unter anderem durch eine höhere Serienbildgeschwindigkeit und einen größeren Pufferspeicher bemerkbar. Außerdem ermöglicht die verdoppelte Rechenleistung den sehr zuverlässigen Gesichts- und Augen-Autofokus für Mensch und Tier. Die Autofokusempfindlichkeit reicht bei Verwendung einer 1:2-Optik bis in dunkle -6 EV. Standardmäßig arbeitet das Fokussystem bis zu einem Lichtwert von -4,5 EV. Per Menüoption „Autofokus mit wenig Licht“ wird der Fokusbereich um zwei weitere Lichtwert-Stufen ausgedehnt.Im Dauerbetrieb bringt es die Z 6II auf 14 Bilder pro Sekunde und hält dies aufrecht, bis der Zwischenspeicher mit 124 12-Bit-RAW-Dateien oder 200 JPEGs gefüllt ist. Der singuläre, zum CFexpress aufrüstbare XQD-Kartenslot der ersten Z-Generation wird durch einen zweiten, zu UHS-II-SD-Speicherkarten kompatiblen Platz ergänzt.

Trinity im Test: Drei Nikkor Zoom-Objektive von 14mm bis 200mm

Ende November habe ich die Z 6II mit der „heiligen Trinität“ an Nikkor-Objektiven – Nikkor Z 14-24 mm 1:2.8 S, Nikkor Z 24-70 mm 1:2,8 S und Nikkor Z 70-200 mm 1:2,8 VR S Zoom – in eine ganz normale Arbeitswoche mitgenommen. Als Erstes fällt mir auf, wie professionell schnell sich die Kamera anfühlt. Das Gehäuse und die Bedienelemente sind präzise gefertigt, das Klicken der Einstellräder ist exakt, und wie ein gut ge-tunter Sportwagen wartet die Z 6II auf den Einsatz. Der Blick in den Sucher (auf das auch in der Original Z 6 verbaute 3,68-Millionen-Punkte-OLED wirkt plastisch und real. Laut Nikon wurden Bildwiederholrate und die Dunkelphase während der Aufnahme verkürzt. Jene wirkt nicht störend, im Gegenteil, bei Verwendung des lautlosen Verschlusses ist sie ein hilfreiches Feedback. Das sehr griffige Magnesium-Gehäuse liegt mit seinem tiefem Handgriff sicher in der Hand, auch mit dem 1,5 Kilo schweren NIKKOR Z 70-200 mm 1:2,8 VR S. Die Funktionsknöpfe am Bajonett sind gut erreichbar, zum Beispiel, um bei gedrücktem FN2-Button die AF-Modi mit der Kamera am Auge über eine Drehung der Einstellräder auszuwählen. Das Gewicht der Kamera ruht zwischen Daumen und Mittelfinger, der Zeigefinger liegt entspannt auf dem Auslöser.

Theater

Das erste Fotoprojekt sind Probenfotos im Theater Lübeck. Ich benutze die Kamera konsequent mit dem elektronischen Sucher und deaktiviere das Display mit dem Knopf an der linken Sucherseite. Im abgedunkelten Theater bewege ich mich direkt am Bühnenrand – das leuchtende Display würde zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich fotografiere mit dem mechanischen Verschluss bei ISO 3.200 und wechsele durch die drei Zoom-Objektive. Der Verschluss ist trotzdem so leise, dass ihn die Schauspieler nicht bemerken.

Auch wenn dies eine Aufgabe für die Spotmessung wäre, verlasse ich mich bei der Belichtungsmessung auf die Matrixmessung; durch die Belichtungsvorschau im Sucher sind die komplizierten Lichtverhältnisse der Theaterbühne gut kontrollierbar. Statt einzelner Autofokuspunkte verwende ich die Augen- und Gesichtserkennung der Z 6II. Diese wird über …


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