Neuanfang und Metamorphose

Mit frischen Ideen und einem erweiterten Konzept macht Sinar einen Neubeginn in der Fotobranche.

Die Fuji GFX100S an der Sinar P3.

Es gab eine Zeit, in der Fotografen im Studio sehr gut verdienten, und ihre Werkzeuge – wie die von Sinar – spiegelten das wider. Man hatte ein geschlossenes System – sozusagen die Sinar-Welt, eigene Digitalrückteile, eigene Kameraelektronik, eigene Verschlüsse, technische Pionierprodukte wie die M, die alle einer Prämisse folgten: Bleibe im System und löse das mit eigenen Produkten. Auch unter der Ägide von Leica, deren Philosophie und Tradition eine sehr ähnliche ist, war das der zentrale Gedanke: Wenn es einen Kompromiss gibt, ist es keine Sinar.

Auch das heutige Produktportfolio der noch drei Kameralinien p3-df, LanTec sowie rePro ist nach wie vor den Traditionen der Sinar treu; für digitale Fotografie, Architektur oder Makrofotografie ist man perfekt ausgerüstet – wenn auch teilweise nach nicht mehr ganz neuen Standards (dazu gleich mehr). Viele Profis weltweit, die seit Jahren mit diesem System arbeiten, sind Sinar treu und verdienen auch heute noch ihr Geld damit. Nach wie vor sind die Torkelfreiheit, die Präzision der Verstellungen und die Solidität dieser Produkte Highlights. Dazu die Benutzer, die oft jahrzehntelange Erfahrungen mit diesem System haben und es im Schlaf bedienen können.

Es gibt aber auch „neue“ Sinarkunden, das sind begeisterte „Amateure“, die gebrauchtes Sinar-Equipment zum Teil recht günstig gekauft haben (z. B. weil Fachfotografen in Rente gingen) und jetzt mit viel Liebe und Experimentierfreude mit diesen klassischen Werkzeugen die Fachfotografie und deren Möglichkeiten neu entdecken.

Nun ist Sinar aber in eine neue Phase eingetreten. Der bisherige deutsche Sinarvertrieb MacConsult in München hat die gesamten Geschäfte der Sinar von Leica übernommen. Alle Supportleistungen und das klassische Portfolio sind dadurch gesichert (so können jetzt ausgelaufene Ersatzteile wieder nachgebaut werden, und viele Teile sind direkt ab München lieferbar), und das System wird entwickelt. Weil Christoph Fries ein Fotograf mit Leib und Seele ist, hat er das Bestreben, diese neue Sinar zu reformieren, zu öffnen – für Fremdhersteller und Kooperationen, neue Ideen und unkonventionelle Verbesserungen an der vorhandenen Hardware. Das alles mit dem Ziel, das System abzurunden, günstigere Lösungen einzuführen wo möglich und die technischen Möglichkeiten durch die Kombination mit heute aktuellen Produkten anderer Hersteller zu erweitern.

Dabei sind jetzt vor allem die Rückteiltechnologie, die möglichen Objektive sowie die Integration von aktuellen Fremdkameras Baustellen, wo auf- und nachgeholt werden muss, nachdem da doch eine gewisse Pause (auch aus Kostengründen) eingetreten war. Das Kamerasystem soll weiter geöffnet werden für alle möglichen Kombinationen aus dem digitalen Vollformat 24 x 36 und dem neuen „kleinen“ Mittelformat, wie es Fuji mit der GFX ausformuliert. Ebenso wie die jetzigen High-End-Rückteile von Phase One – mit 150 MPix –, die in Zusammenarbeit mit der Capture-One-Software für Fachkunden momentan den maximalen Qualitätsstandard definieren. Das heißt nicht, dass die Sinar-Backs jetzt keine Berechtigung mehr haben, aber man muss eben sehen, dass Multishot in heutigen „schnellen“ Produktionsumgebungen eben nur noch sehr begrenzt einzusetzen ist.

Und – die IQ4-Rückteile haben elektronische Verschlüsse, wodurch der E-Shutter zum Teil ersetzbar ist – vor allem bei Einsatz der LanTec oder p3-df bei Landschafts- und Architekturfotografie, wo ein Blitz nicht notwendig ist …

 


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