Nah und echt

Beauty und Mode, Portrait und Celebrity, Editorials und soziale Projekte: Philipp Rathmer mag sich nicht festlegen, auch nicht stilistisch. Seinem Portfolio tut das gut, seiner Kreativität ebenso. Von Peter Schuffelen.

Kampagnenmotiv für Schiesser Revival von Philipp Rathmer

Nicht wenige Fotografen lassen ihre Kamera nach getaner Arbeit bewusst im Schrank; privat fotografieren sie allenfalls mit dem Smartphone, Job ist Job. Philipp Rathmer gehört nicht zu dieser Fraktion. Der Fotograf mit Sitz in Hamburg hat stets eine „richtige“ Kamera dabei, wenn er das Haus verlässt. Dass er nicht ohne seine Fujifilm X-Pro2 oder gar die GFX-50-Mittelformatkamera vor die Tür geht, hat nichts mit einem übereifrigen Arbeitsethos zu tun, im Gegenteil. Ein Privatleben jenseits des Jobs ist ihm wichtig, auch deshalb ist er nach einem längeren, spannenden Intermezzo in New York wieder nach Deutschland zurückgekehrt (siehe Interview). „Fotografie hört bei mir nie auf“, sagt der 52-Jährige, „ich fotografiere auch privat ziemlich viel, einfach weil mich so viele Dinge interessieren.“

Dieses visuelle Interesse an buchstäblich allem spiegelt sich auch in seinem Portfolio wider. Beauty, Werbung, Editorial, Mode, Life­style, People, Portrait, Transportation, Travel, Social: Die Rubrikenliste auf seiner Website ist lang. Die Gewichtung hat sich in den letzten Jahren allerdings etwas verschoben: weniger Beauty und Lifestyle, dafür mehr Mode (allerdings eher im puristischen Stil) sowie Celebrity-Portraits für Magazine und immer öfter auch für die TV-Werbung. Der BFF-Fotograf hatte unter anderem bereits Lady Gaga, Jogi Löw, Luciano Pavarotti, Daniel Brühl, Jay-Z, Christoph Waltz und immer wieder Tim Mälzer vor seiner Kamera.

„Ich will nicht in eine Schublade gesteckt werden, deshalb suche ich bewusst die Abwechslung“, sagt der gebürtige Düsseldorfer. Gefragt nach seinem Stil, antwortet er. „Das ist eine schwierige Frage. Sobald man sich nämlich auf einen Stil festlegt, erwarten die Leute, dass man sich ständig wiederholt. Damit kann man erfolgreich sein, keine Frage, und natürlich hole ich auch immer mal wieder bewährte Lichteinstellungen aus der Schublade. Mir ist aber wichtig, dass mir nicht irgendwann die Herausforderung verloren geht und dass ich mich stilistisch weiterentwickle.“

Eigene Handschrift trotz heterogener Looks

Tatsächlich muten Rathmers Bilder ziemlich heterogen an. Mal fotografiert er eine Strecke mit aufwändiger Lichtführung im artifiziellen, knallbunten Cyborg-Stil, dann wieder folgt ein Modeshooting im minimalistischen Schwarzweiß mit nur einer Lichtquelle, eine Lifestyle-Kampagne bei warmem Available Light oder Portraits, die per Blitz, HMI-Licht oder einfach mittels Lichterketten ausgeleuchtet sind. Eine eigene Handschrift ist bei aller Verschiedenheit der Genres und Looks trotzdem auszumachen: Rathmers Bilder sind nie „overdone“. Sie wirken im eigentlichen Sinne des Wortes „fotografisch“, ja zuweilen ironischerweise …


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