„Nah dran wie nie“

Clemens Mitscher, Dozent an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, über das von ihm während des Lockdowns initiierte digitale Lehrprojekt „HANDY HEIM HEIMAT“ – fruchtbare Auseinandersetzungen mit den Studierenden und die Ergebnisse, die jetzt in Fotobuchform erschienen sind.

Projektarbeit von Ildiko Schwab

Normalerweise bin ich an der HfG Offenbach für die Vermittlung fototechnischer Grundlagen verantwortlich. Darüber hinaus habe ich vor zehn Jahren mit „On Stage“ eine Unterrichtseinheit zum Thema Rockfotografie ins Leben gerufen, bei der die Studierenden ihre fotografischen Fähigkeiten auf Konzerten und Musikfestivals austesten und erweitern können.

Dann kam Corona, und normal war mit einem Mal nichts mehr: keine Präsenzlehre, keine Live-Konzerte und – wegen der Desinfektionsproblematik – nicht einmal mehr die Möglichkeit, Kameras oder andere fotografische Geräte an die Studierenden auszuleihen. Was tun? Das Problem mit der Kamera ließ sich vergleichsweise leicht lösen. Ich entwickelte ein Konzept, bei dem ausschließlich mit dem Smartphone fotografiert werden sollte, denn das besitzt im Jahre 2020 nun einmal fast jeder.

Bei der Themensuche fiel mir dann ein Seminar ein, das ich vor Jahren gegeben hatte und das sich mit der „Heimat“-Trilogie des Regisseurs Edgar Reitz auseinandersetzte – in Zeiten des Lockdowns und der erzwungenen Besinnung auf das eigene Heim und die unmittelbare Umgebung eine buchstäblich naheliegende Idee. So wurde „Handy Heim Heimat“ geboren – ein Projekt, das gleich drei Kurse unterschiedlicher Studienjahrgänge zusammenfasste. Die Rahmenbedingungen: Die Studierenden sollten in der Pandemiezeit ausschließlich mit ihren Mobiltelefonen fotografieren und ihre Situation und ihr persönliches Umfeld dokumentieren respektive inszenieren. Am Ende des Semesters sollten dann alle auf Basis dieses Fundus ein Fotobuch produzieren.

Großes Interesse und jede Menge 
Diskussionsbedarf

Zu Beginn habe ich in zwei aufeinanderfolgenden Videokonferenzen allgemeine Fragen zum Projekt beantwortet; ab da fand die Betreuung in Einzelgesprächen statt. Um einen vernünftigen Betreuungsschlüssel zu gewährleisten, hatte ich die Teilnehmerzahl auf 30 begrenzt. 36 Studierende zeigten sich interessiert, 29 blieben bis zum Schluss dabei. Auf Wunsch der Studierenden habe ich mich selbst ebenfalls beteiligt, sodass zum Semesterende 30 Fotobücher entstanden sind. Das Prozedere auf dem Weg dorthin war genau definiert: Alle 14 Tage sollten die Studierenden mindestens zehn Bilder auf einen passwortgeschützten Server hochladen, in sechs über das Semester verteilten Uploads. Jeweils drei …


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