Kamera mit Charakter

Den Reiz des Analogen kann man auch im Digitalen entdecken, weiß Thorsten Wulff. Er hat für digit! die Fujifilm X-Pro3 ausprobiert.

X-Pro3 von Fujifilm

Ich liebe meine Fujis. Einige meiner besten Bilder der letzten Jahre habe ich mit der X100S gemacht. Sie ist unauffällig, lautlos. Und ein Hingucker. Vor Kurzem war ich zu einer Veranstaltung im Bundestag eingeladen. Man passiert am Eingang eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Der Sicherheitsbeamte war von der Kamera so begeistert, dass er sie gleich zweimal scannen wollte, von der Seite und dann noch durch das Objektiv von oben.

Die Modelle der X100-Serie mit ihrer fest verbauten 23-mm-Festbrennweite sind so etwas wie die kleinen Schwestern der mit Wechselobjektivbajonett ausgestatteten X-Pro-Modellreihe. Fast drei Jahre nach dem Erscheinen der X-Pro2 kündigte Fujifilm im Herbst 2019 die erwartete Nachfolgerin an. Schon Wochen vorher waren Details auf den einschlägigen Gerüchteseiten durchgesickert. Das neuartige, in den Foren heiß diskutierte Feature war allerdings keine konsequent-evolutionäre Weiterentwicklung der X-Pro-Serie oder ein neuer Sensor. Während sich manche X-Fotografen ein ausfaltbares Klapp-Schwenkdisplay für die dritte Version der Hybrid-Sucherkamera gewünscht hatten, kam es ganz anders.

Auf den ersten Blick kann man die X-Pro3 für eine Analogkamera halten, denn das Sub-Display auf der Rückseite zeigt eingeklappt die eingestellte Filmsimulation an, ganz so wie es auf Analogkameras der Pappdeckel der Filmdose tat (es kann auch ISO, Belichtungszeit, Blende etc. darstellen). Möchte man das Display als Sucher oder zur Bildbetrachtung benutzen, klappt man das Display hoch.

Fujifilm erreicht hiermit zweierlei: Zum einen ist die Leica-M-ähnliche X-Pro3 dafür gedacht, am Auge und nicht am ausgestreckten Arm wie ein Telefon verwendet zu werden. Und sie unterbindet das ständige, den Fotografierfluss unterbrechende Überprüfen der aktuellen Aufnahme, im englischen Sprachgebrauch unschmeichelhaft „chimping“ genannt.

Nachdem ich im vergangenen Jahr verstärkt wieder analog fotografiert hatte, wie 75 Jahre D-Day mit einer M6 (s. Bericht in digit! 6-2019), war mir das Konzept sofort sympathisch. Mit der X-T3 hat Fujifilm auch eine spiegellose Kamera mit dem jederzeit zugänglichen Display im Programm. Die selbstauferlegte Guck-Abstinenz der X-Pro3 macht den Reiz dieser Charakterkamera aus.

Wie also fotografiert es sich mit der X-Pro3?

Wer den Umgang mit den Vorgängermodellen gewohnt ist, wird von der neuen X-Pro nicht enttäuscht. Das solide 500-Gramm-Titangehäuse (Deckel und Boden sind aus dem Edelmetall) liegt robust in der Hand. Die manuelle, an die Nikon FM erinnernde ISO-Kontrolle (von 160 bis 12.800) ist wie bei der X-Pro2 ins Zeitenrad
integriert, und die Kamera …


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