Gadget Guide: Gut geschützt

Wer viel erzwungene Zeit allein am Schreibtisch hat, stößt online auf eine Menge Spielzeug, das man jetzt in Ruhe ausprobieren könnte.

Die wirklich spannenden Gadgets für COVID-19-Zeiten finden sich jedoch in der Apotheke – wenn sie nicht gerade ausverkauft sind. Sebastian Drolshagen hat gestöbert – natürlich allein.

Gesiebte Luft

„Maske auf!“, hieß es schon vor Jahren in der Hamburger Landesfeuerwehrschule. „Sind Sie Atemschutzgeräteträger?“ Ein verdatterter Blick meinerseits. „Ähem, nein.“ Trotzdem hatte ich ein paar Minuten später eine komplette Feuerwehrmontur an: Schutzkleidung, Helm und Pressluftatmer, also Maske samt Flaschen mit Atemluft. Was ganz Vorsichtige heute schon für den Klopapierkauf in Erwägung ziehen, war damals nur für den Gang in den „Brand-Container“ nötig. Die DSLRs stellten über das Display ziemlich unbrauchbar scharf, also presste ich den Sucher ans Visier. Geht alles.

Sollten in den nächsten Monaten wieder Hochzeitsfeiern stattfinden (dürfen), wäre das Shooting mit Mund-Nasen-Schutz zwar ungewohnt, aber kein Ding – zumindest für alle hinter der Kamera. Aber kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass Eltern und Schwiegereltern des glücklichen Paares – Risikogruppe! – mit Gesichtsmaske den Brautstrauß anreichen? Selbst wenn pfiffige Schneider künftig Krawatte und Seiden-Mundschutz aufeinander abstimmen? Vielleicht erlebt auch die Motto-Hochzeit „Western“ eine Renaissance, schließlich passt das Halstuch gegen Präriestaub und Tröpfchen bestens zum Cowboyhut. Ohnehin lohnt sich der Blick in die USA für alle, die nicht auf Makros, Architektur und Landschaft spezialisiert sind: Einige amerikanische Hersteller haben chirurgische Masken mit Sichtfenster im Programm; so lässt sich ein Lächeln auch hinter der Barriere sehen. Und wer weiß schon, was dieses erzwungene „it-piece“ allen Kollegen aus dem Bereich „Fashion“ beschert? Ein Chanel-Mundschutz fürs Vogue-Cover? Keineswegs mehr undenkbar. Oder sehen wir – Abstandsgebot! – nur noch Menschenbilder, die mit extralanger Brennweite geschossen wurden? Es gibt Grusel-Szenarien und solche zum Schmunzeln … Fest steht: Eine Maske wird in der Fototasche ihren Platz finden. Und sei es als Kundenservice, weil man dem Gegenüber signalisiert: „Ich passe auch auf dich auf.“

Kräftiger Sprit

Gerade Videografen schrauben sich ja gern alles Mögliche direkt an die Kamera: Leuchte, Mikrofon, Monitor, … Irgendwo findet sich am Kamerakäfig bestimmt noch ein freies Gewinde. Und da insbesondere chinesische Hersteller jeden Trend in kürzester Zeit aufgreifen (und mit der Pandemie leider vertraut sind), warte ich nur auf die Instagram-Anzeige, die mir eine Halterung für Desinfektionsmittel vorschlägt – natürlich nur jetzt mit 20 % Rabatt.

Es mag ein paar Fotografen geben, die bei „Alkohol“ an den Flachmann im Gepäck denken, aber gerade unter den Hochzeitsreportern kenne ich manchen, der Sterillium & Co. schon länger in der Fototasche hat. Denn so eine Hochzeit kann es durchaus mit einer Heinsberger Karnevalssitzung aufnehmen, schließlich wird geherzt, gekuschelt und getrunken. Und für eine richtig gute Bildergeschichte steckt man mittendrin. Klingt wie ein Vorwurf? Sicher nicht. Das gehört so, taugt aber als Geisterbahn für Charité-Virologen und RKI-Präsidenten.

Weiß eigentlich jemand, was so eine Lösung mit 70 % + „Umdrehungen“ mit der Hardware macht? Werden wir in den Datenblättern künftig nicht nur „spritzwassergeschützt“, sondern auch „alkoholresistent“ finden? Aufgrund einiger rückfettender Inhaltsstoffe eignet sich die Händedesinfektion allerdings kaum, um die Ausrüstung zu polieren. Wenn man das Zeug also schon braucht, dann doch bitte mit Stil: Schwedische Gin-Brenner machen aus dem schlecht bekömmlichen „Vor- und Nachlauf“ der Destillation jetzt ebenfalls Desinfektionsmittel – in schicken Hipster-Flaschen samt leichter Gin-Note.

stockholmsbranneri.de.

 


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