Frischzellenkur für Farben

Im 17. Teil seines Techtalks geht Tilo Gockel der Frage nach, warum Digitalkameras vor der Verwendung nicht kalibriert werden.

Beispiel für ein Foodfoto

Er zeigt, wie man mit wenig Aufwand eine verlässliche Farbwiedergabe erhält, Kameras einander angleicht und sogar den Weißabgleich über die Camera-Raw-Grenzen hinaus verschieben kann.

Grundlagen zur Kalibrierung

Das Herzstück der Digitalkamera ist ihr optischer Sensor. Die Basis bilden Foto­dioden, welche mit vorgesetzten RGB-Filtern versehen werden, um Farben erfassen zu können. Nachgeschaltet sind dann ein Ladungs-Spannungs-Konverter, ein Verstärker und ein A/D-Wandler. Alle diese Baugruppen haben Kennlinien, die vom linearen Ideal abweichen. Die Kamerahersteller hinterlegen in den Kameras entsprechende Profile, um diese Abweichungen zu kompensieren, aber durch Bauteiltoleranzen und Alterungseffekte passen diese Profile nie perfekt. Die Farbwiedergabe ist dann mehr oder weniger fehlerhaft.

Für viele Anwendungen ist dieser Fehler nebensächlich, teils sogar gewollt, um beispielsweise ein wärmeres Toning zu bekommen. In einigen Fällen stört der Fehler aber immens.

Der Produktfotograf muss die Herbstkollektion in perfekten Farben einfangen, sonst weichen die Katalogfotos vom tatsächlichen Erscheinungsbild der Produkte ab. Für den Foodfotografen ist es wichtig, dass der Saftschinken natürlich rüberkommt – weder zu pökelrot noch zu braun. Wir Menschen reagieren bei Lebensmitteln empfindlich auf Farbverschiebungen. Der Tatortforensiker muss schlicht eine perfekte Dokumentation der Szene abliefern, was auch für die Farben gilt, und der Hochzeitsfotograf, der mit Canon shootet, will die Bilder seines Assistenten nahtlos einbinden, auch wenn dieser eine Nikon-Kamera nutzen sollte. Alle diese Anforderungen lassen sich mit einer selbst vorgenommenen Kamerakalibrierung erfüllen.

Der Ablauf in der Praxis

Für die Kalibrierung kommen sogenannte „Kalibrier-Targets“ zum Einsatz, die man von Firmen wie Datacolor oder X-Rite beziehen kann (Produktbeispiele sind der SpyderCheckr und der ColorChecker Passport).

Die Targets bieten sowohl neutralgraue Felder für den Weißabgleich als auch farbige Felder für die eigentliche Kalibrierung. Die zugehörige Software erkennt die Felder automatisch, berechnet dann die Kalibriermatrix und legt sie anschließend als Datei im Adobe-DCP-Format ab (DCP: Digital Camera Profile).

Die Erfassung der Targets durch die Digitalkamera sollte unter ähnlicher Beleuchtung erfolgen, wie sie auch später für die Fotos zum Einsatz kommt. Ist dies nicht möglich, so sollte die Beleuchtung zumindest ein vollständiges Spektrum ohne Abrisse aufweisen – sowohl Blitzlicht als auch Tageslicht sind geeignet.

X-Rite liefert zur Auswertung des Testchart-Fotos sowohl eine Stand-alone-Software als auch ein Lightroom-Plug-in mit. Die Stand-alone-Software erwartet als Dateiformat das offene DNG-Rohformat von Adobe (DNG steht für Digital Negative). Um dieses zu erzeugen, muss man …

 


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