Faking Daylight

Wenn das jetzt ein YouTube-Video wäre, dann stünde hier als Klick-Köder: „Echtes Tageslicht ganz einfach nachbauen –
7 Schritte, um deinen Food-Blog nach vorne zu bringen“. Hätten Sie geklickt? Dann sind Sie hier richtig!

Aufmacherfoto Tageslicht faken aus digit! 3-2021

Die Motivation

Am kürzesten Tag des Jahres geht die Sonne bereits um 16 Uhr unter. Wer, wie ich, ein Food-Blog betreibt und nur abends kochen kann, der kämpft mit der frühen Dunkelheit. Zwar könnte ich in den Wintermonaten einfach auf Kunstlicht umsteigen, aber mit einem Standard-Set-up ist der Look dann ein ganz anderer. In den Bildern sehen Sie die natürliche, stimmungsvolle Wirkung des späten Tageslichts und im Vergleich dazu die nüchternere, sterilere Wirkung des klassischen Blitzlichts. Standard-Blitzlicht wirkt offensichtlich anders als Tageslicht.

Probleme und Lösungen im Detail

Das Nordfensterlicht zur Blauen Stunde wirkt anders als das Standard-Studiokreuzlicht. Aber warum ist dem eigentlich so? Es gibt mehrere Gründe, und zumindest einigen davon können wir begegnen.

Das Nordfensterlicht ist extrem weich.
Meine Balkontür kennt keine Hotspots und keinen Lichtabfall zum Rand, denn die Lichtquelle – die Sonne durch die Wolkendecke und über die Fassaden – ist sehr groß und damit auch extrem diffus. Kleine Studiolichtformer beleuchten härter. Nur mit sehr großen Reflexboxen, mit der Lichtquelle nach innen gerichtet, kann man die Wirkung ansatzweise nachahmen.

Das Fensterlicht zeigt einen langsamen Abfall.
Tageslicht legt weite Strecken bis zum Motiv zurück und fällt dadurch langsam ab. Der Grund dafür liegt im Abstandsgesetz
1. Diese Eigenschaft ist mit Kunstlicht schwer nachzuahmen, da der Abstand zur Kunstlichtquelle nicht beliebig groß werden kann. Man kann aber versuchen, mit größeren Abständen und mit doppelter Diffusion der Wirkung zumindest nahezukommen. Unser Ansatz wird sein, die Reflexbox relativ weit entfernt zu platzieren.

Das Fensterlicht weist ein vorteilhaftes Spektrum ohne Abrisse auf und gibt daher die Farben besonders stimmig wieder.
Das ist ein hoher Anspruch, dem auch modernes LED-Licht noch nicht perfekt gerecht wird. Xenon-Blitzlicht kommt dem Tageslicht näher und ist somit die bessere Wahl für unser Projekt. Für die offenblendigen Aufnahmen fürs Blog reicht die Energie eines Aufsteckblitzes gut aus, also platzieren wir in der Box einfach ein entfesseltes Speedlight.

Die Farbtemperatur des Fensterlichts variiert über den Tag und wird gegen Abend hin kühler.
Man kennt es von der Blauen Stunde: Wenn die Sonne untergeht, wird die Szene nur noch vom bläulichen Himmelslicht erhellt und wirkt daher kühl. Der gleiche Effekt tritt auf, wenn man im Schatten fotografiert, denn auch hier erreicht nur das Licht des Himmels die Szene. Für diesen kühlen, nordischen Look fotografieren wir im RAW-Format und verschieben im Anschluss einfach den Weißabgleich etwas in Richtung Blau.

Der Raum beeinflusst das Licht.
Szenen unter Fensterlicht werden nicht nur vom Fenster beleuchtet, sondern auch von den Reflexionen der Wände und der Decke im Raum. Wenn man diesen Effekt mit Kunstlicht nachempfinden möchte, muss man das Motiv an exakt der gleichen Stelle anordnen. Damit wandert die Kunstlichtquelle, unsere große Reflexbox, draußen ins Freie vor das Fenster.

Das Faking-Daylight-Set-up

Für das Set-up setzen wir nun die Lösungsvorschläge Schritt für Schritt um. Für den Lichtformer fällt die Wahl auf eine riesige Reflex-Softbox in Schirmkonstruktion. Die „Big Mama“ von Westcott hat schon vor Jahren Ruhm erlangt, als Dustin Diaz sie für seine legendären Strobist-Fotos genutzt hat, und sie ist noch immer einzigartig: Mit …

 


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