Drei Canon RF-Festbrennweiten: Trinity Light

Canon hat mit den sogenannen „Royal Trinity“-Objektiven fürs EOS-R-System beeindruckt: Die drei „L“-Zooms mit f/2,8 und einem Gesamtbrennweitenbereich von 15 bis 200 mm sind über jeden Zweifel erhaben. Eine „Trinity Light“-Alternative sind drei handliche, lichtstarke RF-Festbrennweiten. Sebastian Drolshagen hat sie in die Fototasche gepackt.

Drei Canon Festbrennweiten

Den Streifen in Canons Hausfarbe bekommen bekanntlich nur die L-Objektive der Upper Class. Das RF 50mm F1.2L USM und das RF 85mm F1.4L USM mm setzen hier Maßstäbe. Doch Canon bietet für das R-System auch bodenständigere Alternativen mit derselben Brennweite an. Bis auf den Blickwinkel pflegen das neue RF 50mm F1.8 STM und das RF 85mm F2 IS Macro STM optisch kaum Gemeinsamkeiten mit ihren noblen Pendants. Drittes im Bund der RF-Leichtgewichte ist das RF 35mm F1.8 Macro, das bereits seit dem Start des R-Systems existiert und bislang ohne L-Äquivalent auskommt, ein 35-mm-L-Objektiv mit Lichtstärke 1,4 gibt es aktuell nur mit dem EF-Anschluss für die Spiegelreflexkameras. EF-Objektive können mit Adapter freilich auch an den EOS-R-Kameras genutzt werden.

Das 50er: kurz und gut

Dass Canon sich recht viel Zeit gelassen hat, neben der Königsklasse auch ein „nifty fifty“ ins Portfolio zu integrieren, war überraschend. Schließlich gehört ein 1,8/50 mm zu den Klassikern. Für Einsteiger, welche die gestalterischen Möglichkeiten der offenen Blende für sich entdecken, ist es häufig die erste Wahl – und für preisbewusste Profis ebenfalls. Corona-Budgets schärfen den Blick. Mit gut 200 Euro kostet das RF-Objektiv zwar doppelt so viel wie das EF 50mm mit Lichtstärke 1,8, in der RF-Welt ist es aber das günstigste Objektiv. Mit 160 Gramm fällt es überdies extrem leicht aus, seine 40 Millimeter Länge schrammen knapp an der Pancake-Klasse vorbei: Der Kunststoff-Mantel ist anthrazitfarben und wirkt wertig – ist aber natürlich keine Haute Couture. Doch was zählen schon Gewänder, drunter sind ohnehin alle nackt, lehrt uns das Märchen.

Und das Leichtgewicht RF 50mm F1.8 präsentiert sich dort gar nicht schmalbrüstig. Selbst bei voll geöffneter Blende zeigt es eine gute Schärfe. Natürlich ist das nicht die fast schmerzhafte Brillanz eines RF 1,2/50 mm L, dieser Anspruch wäre absurd. Doch die Detailauflösung ist solide, selbst an den etwas dunkleren Rändern. Mit ein wenig RAW-Bearbeitung inklusive Objektivprofil lässt sich beides selbst im professionellen Einsatz problemlos gebrauchen. Der Stepping-Motor (STM) bewegt die Linsen rasch. Trotzdem fällt auf, dass der Ultraschall-Antrieb (USM) der L-Objektive im Vergleich ein Quäntchen mehr Geschwindigkeit bringt – obwohl er sehr viel mehr Glas bewegen muss. Im Lockdown mit Home-Office und Home-Kita zeigte die Praxis, dass der STM-Antrieb meist selbst mit dem Wirbeln und Toben eines Vierjährigen zurechtkommt.

Canon verbaut den STM-Antrieb mit Schrittmotoren seit einiger Zeit bei allen kompakten Objektiven, daher warten auch das RF 35mm IS Macro STM und das RF 85mm F2 IS Macro STM mit dieser Technik auf. Beide sind mit einer Nahgrenze von 17 cm bzw. 35 cm auch für den Makro-Einsatz ausgelegt. Gewöhnlich zeigen diese Linsen ein eher behäbiges Scharfstellen mit langen Wegen; dies trifft auf die RF-Modelle nicht zu. Sie eignen sich für Nahaufnahmen ebenso wie für Portraits und Reportagen. Während mir das neue 2/85 mm für diesen Test zum ersten Mal zur Verfügung stand, begleitet mich das 1,8/35 mm seit Jahr und Tag. Wenn ich nur ein Objektiv mitnehmen …

 


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