Die Rasierklinge

Das brandneue Zeiss Otus APO Sonnar 1,4/100mm war gerade erschienen, da stellte sich digit! Autor Stefan Steib die Frage: Ist der Bildkreis so groß, dass ich es auf meiner Fujifilm GFX adaptieren kann? Er besorgte sich die Optik, adaptierte sie an seiner GFX 50R – und geriet ins Träumen.

Als das Paket von Zeiss eintrifft, ist nach dem Auspacken klar: Das 100er ist ein echter „Klopper“. Sind die anderen Otus-Objektive f1,4/55mm und f1,4/85mm schon nicht zierlich, gerät das 100mm mit 101 x 127 mm und 1.405 Gramm (ZE-Version) wuchtig – aber immer noch kleiner als das Otus f1,4/28mm (109 x 137 mm, ohne Sonnenblende 1.390 g). Zeiss zieht beim 100er-Otus sämtliche Register moderner Objektivbaukunst: 14 Linsen in elf Gruppen im Sonnar-Design, apochromatische asphärische Linsen, Sondergläser mit anomaler Teildispersion, „Floating Elements“-
Design und T*-Vergütung. 1

Wie andere Otus-Optiken gibt es das Objektiv mit Nikon-F- und Canon-EF-Anschluss. Und hier wird es jetzt interessant, denn mit einem Techart-Pro-Adapter von EOS auf GFX 2 passt die Optik mechanisch an die Kamera – und auch die elektronische Adaption gelingt einwandfrei: Blende, Brennweite und andere Exif-Daten werden übertragen. Autofokus haben die Otus-Linsen nicht, dafür aber einen extrem weit gestuften Helicoiden mit butterweicher Einstellung. Aber reicht der Bildkreis für die GFX aus? Schnell ist die Kamera eingeschaltet und auf eine weiße Wand gerichtet. Und – mit nur wenig Vignettierung im Nahbereich bis hin zu moderater Vignette bei Unendlich (beides leicht korrigierbar mit Capture One Pro 12) wirft die Optik ein neues Glanzlicht auf die GFX, übrigens auch mit der originalen Sonnenblende, die keine zusätzliche Vignette erzeugt.

Schon nach den ersten Versuchen wird klar – was hier schon ab offener Blende 1,4 auf den Sensor gelangt, ist das High End dessen, was heutige Objektive leisten können. Wie bei den anderen Otus-Typen auch: Da gibt es keine Farblängenfehler, keinen Kontrastabfall, beste Farbsättigung und Gegenlichtfestigkeit. Das MTF zeigt für die nominale Bildhöhe 20 mm bei Offenblende 1,4 nur minimalen Schärfeabfall, ab Blende 4 gibt es da eine nahezu gerade Linie bis zum Rand, bei f/5,6 geht das dann auch beim 33 x 44-mm-Format nahezu waagrecht bis zum Bildrand des „Kleinen Mittelformats“ 3. Besonders interessant: Im Nahbereich 1:20 wird die Qualität sogar noch besser verglichen mit Unendlich. Das kann man sofort sehen.

Scharf mit butterweichem Bokeh

Fotografiert man Blumen oder Portraits (hier als Beispiel der Kopf einer Brunnenstatue), ist schon bei f/1,4 der zentrale Bereich knackscharf, der Rand hat ein leicht „swirliges“ butterweiches Bokeh – genau…


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