Authentizität in KI-Zeiten

Herr Mohné, auf Ihrer Website findet sich Robert Capas weltberühmtes Bild „Loyalist Militiaman at the Moment of Death“ aus dem Spanischen Bürgerkrieg, in der Bildunterschrift ist aber von den „ästhetischen Möglichkeiten KI-generierter Bildgebungsverfahren“ die Rede. Wir erkennen aber auf den ersten Blick keinen Unterschied zum Original …

Achim Mohné: Da geht es Ihnen wie den meisten – sie glauben, Capas Original vor sich zu haben.

Helfen Sie uns auf die Sprünge: Was haben Sie verändert – und wie haben Sie dabei KI genutzt?

AM: Ich habe das Original dem Netz entnommen und ein kostenloses, für jeden verfügbares KI-Tool für ein sogenanntes Outpainting genutzt, welches die Ränder erweitert und mit KI-generierten Inhalten füllt. Tatsächlich ist auf meinem Bild das komplette Gewehr des fallenden Milizionärs zu sehen, im Original ist es angeschnitten.

Ist das die einzige Manipulation, die Sie vorgenommen haben?

AM: Nein, die Sache ist komplexer. Ich habe das per KI veränderte Capa-Bild negativ konvertiert, dieses „Negativ“ auf mein iPhone geladen, das Handy in die Negativbühne meines alten Vergrößerers eingelegt und von dort auf ein 40 Jahre altes Orwo-Fotopapier ausbelichtet, das ich in der Dunkelkammer entwickelt und schließlich gerahmt habe.

Ein echtes Original-Fake also?

AM: Ja, so könnte man es nennen. Bereits Capas Original war allen Indizien zufolge schon eine Fälschung. Man geht heute davon aus, dass er das Fallen des Soldaten inszeniert hat. Seine Ortsangabe ist zudem nicht korrekt – das Foto entstand Dutzende Kilometer entfernt von der damaligen Kampflinie.

Das Bild ist also doppelt „falsch“. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.

AM: Das ist die Irreführung, die ich in meinen Bildern erzeugen möchte – …

 

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