Arbeiten wie Ansel Adams

Im zweiten Teil seines dreiteiligen Workshops zu technischen Kameras beschäftigt sich Frank Werner mit dem Thema: „Praktisches Arbeiten mit einer technischen Kamera“.

Dresden-Fürstenzug

Der spannende Teil

Nachdem wir uns im letzten Teil mit den Möglichkeiten und Details technischer Kameras beschäftigt hatten, möchte ich euch in diesem Teil, soweit es in einem Artikel möglich ist, das praktische Arbeiten mit einer technischen Kamera nahebringen. Wir werden alle relevanten Punkte durchgehen, die sich von der Fotografie mit „normalen“ Kameras unterscheiden. Wir werden uns mit dem Shiften in horizontaler und vertikaler Richtung, mit Tilt, Kamera- und LCC-Profilen, elektronischen Verschlüssen und Copal-Verschlüssen, Laserentfernungsmessern und mehr beschäftigen.

Ich packe meinen Koffer …

Dieses alte Kinderspiel trifft es ganz gut, wenn man mit einer technischen Kamera zum Fotografieren geht. Neben Kamera, digitalem Back und Objektiven sollte man noch ein paar andere Kleinigkeiten mitnehmen. Wichtig wären hier: Notizbuch, Laserentfernungsmesser, einen LCC (Lens Cast Correction) Filter/Scheibe, evtl. einen Drahtauslöser, einen Blasebalg und eine Sensorlupe. Wozu wir was brauchen, lernen wir jetzt Stück für Stück.

Beispiel: Dresden – Fürstenzug

Aufnahme mit LCD-Scheibe

Aufnahme mit LCD-Scheibe

Im ersten Beispiel wollen wir uns eine recht einfache Aufnahme ansehen: ein Einzelbild in Richtung des Dresdner Fürstenzuges. Aufgenommen wurde das Bild mit einer Alpa 12 Plus, einem Rodenstock 5.6 70mm HR (entspricht etwa 45 mm KB) und einem Phase-One-Back IQ4 150 – wie fast alle Bilder hier in meinen Beispielen. Lediglich das Objektiv variiert. Wir positionieren die Kamera auf dem Stativ und bringen die Basisplatte des Stativs ins Lot. Das ist wichtig, damit wir, wenn wir danach die Kamera mit dem Kopf ausrichten, den Kopf drehen können und die Kamera weiter im Lot bleibt. Hier sollte man darauf achten, dass das Stativ eine Libelle für die Ausrichtung der Basisplatte hat; man kann diese bei einigen Stativen, z. B. an der Mittelsäule, nachrüsten. Alternativ bieten sich Stative wie das Novoflex TrioBalance an, bei dem man die Basisplatte ausrichten kann – oder Köpfe wir die ArcaSwiss-p+-Serie, bei denen der Kugelkopf verkehrt herum aufgebaut ist. Bei den ArcaSwiss-Köpfen kann man über die Kugel die Panoramaplatte des Kopfes ins Lot bringen, unabhängig davon wie schief das Stativ steht. Das spart beim Stativaufbau eine Menge Zeit und erleichtert das Arbeiten auf unebenen Untergründen.

Lens Cast Correction

Ist die Kamera im Lot und ausgerichtet, beurteilt man, wie viel vertikaler Shift benötigt wird. Beim Fürstenzug war ich bei ca. 15 mm, sodass ich das Motiv perfekt horizontal und ohne stürzende Linien ausgerichtet hatte. Hier waren nur noch minimale Korrekturen in der Nachbearbeitung erforderlich, wie ihr am Vorher-Nachher-Bild erkennen könnt. Durch den Shift ergeben sich zwei Probleme: Bei einer normalen Kamera rufe ich in meiner Bildbearbeitung einfach das mitgelieferte Profil für meine Kamera auf und korrigiere damit Verzerrungen und Vignettierung. Bei der technischen Kamera mit Shift verschiebt sich aber das Bild im Bildkreis, und es entsteht in diesem Fall eine stärkere Vignettierung im oberen Bildabschnitt, während die Vignettierung im unteren Bildteil abnimmt.

Weiterhin verlagert sich die Verzerrung des Objektivs an eine andere Stelle. Die Vignettierung gleichen wir durch eine sogenannte Lens-Cast-Correction(LCC)-Aufnahme aus. Dazu hält man eine mattweiße Acrylplatte vor das Objektiv, die im Idealfall dazu führt, dass eine graue Aufnahme entsteht. Hier kann man die Vignettierung im oberen Bereich des Bildes sehr gut erkennen. In einem Programm wie Phocus von Hasselblad oder Capture One von Phase One kann man diese LCC-Aufnahme automatisiert analysieren lassen und ein LCC-Profil für diese Aufnahme erstellen.

Bei den modernsten Sensoren wie Phase One ist sie im IQ4-150-Back verbaut, es entstehen fast nur noch Helligkeitsverschiebungen. Bei älteren digitalen Backs mit CCD- oder älteren CMOS-Sensoren entstehen durch das extrem schräge Auftreffen der Lichtstrahlen auf das Back auch noch Farbverschiebungen, in der Regel in der Magenta-Grün-Achse. Hier muss nicht nur die Vignettierung, sondern auch der Color Cast durch das LCC ausgeglichen werden. Daher ist es zwingend notwendig, z. B. bei Außenaufnahmen mit sich ändernden Lichtverhältnissen nach jeder Aufnahme eine neue LCC-Aufnahme zu erstellen. Bei einem IQ4 150, das kaum noch einen Color Cast aufweist, kann ich in der Regel so lange mit dem LCC arbeiten, wie sich …

 


Lesen Sie weiter in


 

TIPA Banner