Apple Silicon und die Bildberabeitung

Die neue Apple-Prozessor-Technologie verspricht hohe Rechenleistung bei geringem Energieverbrauch. So gut sich das liest – der Umstieg auf die neue Prozessor-Architektur ist auch mit Schwierigkeiten verbunden, etwa bei der Kompatibilität von Programmen. Einen Überblick über den aktuellen Stand wollen wir hier geben.

Hightech mobil – das aktuelle MacBook Pro M1

Der neue Apple-Prozessor, meist einfach mit M1 oder Apple Silicon bezeichnet, kombiniert verschiedene Bereiche, die Cores, für verschiedene Aufgaben mit unterschiedlichen Leistungs- und Energiedaten. Generell gibt es vier Cores für High Performance und vier Cores für Energieeffizienz. Laut Apple verbrauchen die Energieeffizienz-Cores nur ein Zehntel der Energie der bisherigen Intel-High-Performance-Cores. Darüber hinaus ist auch der Grafikprozessor (GPU) integriert, ebenso die Netzwerk-Funktionalität und weitere Funktionsblöcke, die mit dem Prozessor kombiniert werden. Alle Komponenten des Prozessors greifen auf den Arbeitsspeicher zu.

Bisher werkelten in Macs Intel-, früher auch Motorola-Prozessoren, die eine andere Architektur aufweisen.

Programme müssen auf den neuen Apple-Prozessor und den dazu gehörigen Befehlssatz umgeschrieben, neu kompiliert werden. Grundsätzlich kann dies automatisch in verhältnismäßig kurzer Zeit geschehen. Aber die Tücke liegt wie immer im Detail. Das Zeitaufwändigste an diesem Prozess ist das Testen, die Fehlersuche und das händische Nacharbeiten. An dieser Stelle sind die großen Software-Player nicht wirklich im Vorteil. Ihre Produkte, wie zum Beispiel Photoshop von Adobe, sind über Jahre oder Jahrzehnte entstanden und gewachsen, bisweilen zu wahren Code-Monstern. Kleinere Entwickler mit neueren Produkten können hier unter Umständen schneller reagieren, wie es zum Beispiel Serif mit der Software Affinity Photo gezeigt hat.

Hilfe ist da

Um den Entwicklern Zeit für diese Umstellung zu geben, hat Apple, wie schon zu Zeiten des Wechsels von PowerPC- auf Intel-Prozessoren, eine Übersetzungssoftware im Betriebssystem mit dem Namen Rosetta 2. Es ist so etwas wie eine Emulation und versetzt auf Intel-Basis programmierte Programme in die Lage, auf dem M1-Prozessor zu laufen. Martina Wehmeyer vom Bildservice Wehmeyer, dem Spezialisten für die IT-Ausstattung von professionellen Fotografen, meint dazu: „Beeindruckend ist Apples Leistung, mit Rosetta 2 von Anfang an eine verblüffend gut funktionierende Übersetzungsschicht geschaffen zu haben, welche die meisten Intel-Programme nahezu reibungslos bewältigt und manche sogar einen Tick schneller laufen lässt als auf vergleichbaren Rechnern mit Intel-Prozessor.“

Mit Rosetta gibt es aktuell drei verschiedene Varianten, wie Programme auf den neuen Apple-Rechnern mit dem M1-Prozessor laufen können: „nativ“, also neu für den Prozessor programmiert. „Intel“, also programmiert wie gehabt bzw. noch nicht aktualisiert. „Universal“, also entweder – oder. Es gibt darüber hinaus auch Programme, die grundsätzlich Intel-basiert laufen, wobei Funktionen aber schon auf Teile der neuen Architektur zugreifen können. Ein Beispiel ist hier die DxO-Software PhotoLab 4. Die Rauschunterdrückung mit dem Namen DeepPrime kann auf die GPU-Hardware des M1 zugreifen und damit die Funktion deutlich beschleunigen.

Die Universal-Variante, bei welcher der User die Wahl zwischen der nativen und der Intel-basierten Ausführung des jeweiligen Programmes hat, ist an diese Stelle sehr wichtig. Die nativen Varianten sind teilweise noch sehr fehlerbehaftet, und es kann sinnvoll sein, sie unter der emulierten Variante laufen zu lassen. Wer es genau wissen will, navigiert sich zur Adobe-eigenen Mängelliste. Bei ausgiebigen Tests auf einem MacBook Pro 13 Zoll unter macOS Big Sur 11.2.3 und nativer Ausführung von Photoshop traten keine Fehler auf.

Wer kann was?

Bei der Frage, welches Programm in welcher Variante wie gut auf dem M1-Prozessor läuft, muss das Betriebssystem in die Betrachtung einbezogen werden. Bei den folgenden Aussagen wurden die Softwares unter macOS 11.2.3 Big Sur laufen gelassen. Die grundlegenden Funktionen wurden angewandt. Eines der ersten Fotoprogramme, welches „Universal“, also nativ und Intel-basiert, lief, war Affinity von Serif. Das Programm startet eher langsam, so auch die aktuelle Version 1.9.2. Wenn es dann aber hochgefahren ist, rennt die Software. Es konnten keine Fehler oder Abstürze verzeichnet werden.

Der Platzhirsch Photoshop ist mit der Version Photoshop 2021 „Universal“ geworden und hat schon ein weiteres Update erhalten. Die Liste der dokumentierten Fehlermeldungen waren zu Anfang sehr lang, mit der neuesten Version soll sie aber deutlich verkürzt worden sein. Teilweise sind Fehler nicht wiederholbar oder treten auf dem einen Rechner auf, auf dem anderen nicht. Wer viel und professionell mit Photoshop arbeitet, wird schnell feststellen, ob die native Variante stabil genug läuft. Über die Software-Informationen, zu erreichen über command + i, kann zur Not auf die Intel-Variante umgestellt werden. Bei unseren Probeläufen startete das Programm deutlich schneller als gewohnt. Die Fehler, …

 


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