Alles außer glatt

Mit teils kafkaesken Inszenierungen bringt Katja Mayer eine seltene Tiefe in Mode-Editorials und Luxusmarken-Commercials.

Foto von Katja Mayer

Die Modewelt und mit ihr die Modefotografie suchen beständig nach dem kalkulierten Tabubruch, dem wohltemperierten Skandal. Glatt im herkömmlichen Sinne ist das Genre deshalb zwar nicht, an hysterischen Gesten und exotischen Settings herrscht kein Mangel. Woran es der Modefotografie vielerorts fehlt, sind Tiefe, Bedeutung im Sinne echter Gefühle, Geschichten oder Motivationen.

Ausnahmen gibt es zum Glück, und Katja Mayer gehört dazu. Das Paradoxe: Die Tiefe entsteht hier an der Oberfläche, es ist weniger der Inhalt der Bilder, der die Erzählung vorantreibt, als die Stimmung, die diese in uns hervorrufen. Mayers Bilder sprechen weniger unseren Verstand an als unser limbisches System, jenes Hirnareal, in dem Gefühle und Triebe hausen.

Die Deutsche, die einst in London Fotografie studierte und seit 28 Jahren in England lebt, konfrontiert ihre Protagonist(inn)en wie auch den Betrachter mit Urängsten und dem Triebhaften: Tod, 
sexuellem Verlangen, Unterwerfung, Dominanz, Lust, Wahnsinn und weitere Aggregatzustände, die Menschen erfahren, wenn sie bereit sind, ihre Komfortzonen zu verlassen zugunsten von Intensität.

Im Grenzgebiet zwischen Mode und Kunst

Exquisite Locations fehlen in Mayers Bildwelten, ebenso die exaltierte Bewegung oder Mimik: Die Gesichter der Models scheinen hier und da im Abebben eines Orgasmus gefangen, meist aber sind sie ausdruckslos, abgewandt oder verborgen, die Körpersprache ist oft rätselhaft und immer intensiv. Von raffinierter Einfachheit sind die Settings: wenige Zutaten, die dafür scharf auf die Ventile des Unterbewusstseins zielen. Möbel und Texturen spielen eine wichtige Rolle, gedeckte Farben, denen …

 

 


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