Auf der anderen Seite
Birgit Kleber über ihr Portrait-Projekt „Photographers“, für das sie seit über 30 Jahren berühmte Fotografen vor ihre Kamera bittet.
1992 war Nan Goldin im Rahmen eines DAAD-Stipendiums in Berlin, und ich hatte die Gelegenheit, sie für den Berliner Tagesspiegel zu porträtieren. Nan zählt bis heute zu meinen Heroes, und ich muss gestehen, dass ich ein wenig nervös war. Das Shooting selbst verlief dann aber super. Nan war zugewandt, bereitwillig folgte sie meinen Regieanweisungen und zog sich für die Aufnahmen sogar um. Damals wusste ich natürlich noch nicht, dass dies das erste Bild eines meiner wichtigsten Langzeitprojekte werden würde. Was ich hingegen wusste: Mir gefiel dieses Portrait, ihr intensiver Gesichtsausdruck wie auch die Begegnung selbst mit einer Kollegin, die damals schon berühmt war. Ab diesem Zeitpunkt schlug ich dem Tagesspiegel bei jeder sich bietenden Gelegenheit vor, bekannte Fotografinnen und Fotografen zu porträtieren. Bald hatte ich eine Reihe von Bildern beisammen und fing an, diese als serielles Projekt zu begreifen. In den folgenden Jahren fotografierte ich immer wieder Kolleginnen und Kollegen, zunächst meist bei kurzen Terminen anlässlich von Ausstellungseröffnungen, später auch in anderen Zusammenhängen und Umgebungen, zuweilen auch in meiner großen Berliner Altbauwohnung, die im fünften Stock liegt. Ich erwähne das deshalb, weil sie dadurch viel Tageslicht bietet und ich, wie meistens, mit natürlichem Licht arbeiten wollte. Überhaupt habe ich meine Herangehensweise für dieses Projekt standardisiert: Ich platziere mein Gegenüber auf einem Stuhl oder Hocker und gebe genaue Regieanweisungen. Ich bitte ihn oder sie, sich vorzubeugen und konzentriert und ohne zu lächeln direkt in mein Objektiv zu schauen. Um auf Augenhöhe zu sein, elleicht eineinhalb Metern. Ich nutze eine 85-mm-Festbrennweite bei Blende 1,4, schneide die Kopfpartie an und lege die Schärfe auf die Wimpern, sodass die Halspartie und Teile des Gesichts in Unschärfe versinken und eine räumliche Wirkung entsteht.
„Analog“ fotografieren mit einer DSLR
Ich habe vergleichsweise spät angefangen, digital zu arbeiten, und eigentlich vor allem, weil es viele von mir geschätzte analoge Materialien nicht mehr gibt. Anders als die meisten Kolleginnen und Kollegen habe ich die Dunkelkammer geliebt und vermisse die Anmutung, aber auch die analoge Arbeitsweise bis heute. Meine Digitalkamera – eine Canon EOS 5D – nutze ich de facto wie eine Analogkamera: Ich stelle alle Automatiken aus und habe das Display bewusst abgeklebt. Ich mache nur jeweils fünf oder sechs Aufnahmen, …
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