Female Photoclub

Vorstandsmitglied Juliane Herrmann erläutert, wie sich der in Manheim beheimatete Female Photoclub für Fotografinnen einsetzt.

Podiumsdiskussion auf der Berlin Photo Week 2021

digit!: Frau Herrmann, warum braucht es eine Interessenvertretung speziell für Fotografinnen?

Juliane Herrmann: Kurz gesagt, weil Fotografinnen weniger Geld verdienen und mit ihrer Arbeit weniger sichtbar sind als Männer. Ich muss sagen, dass ich das Problem lange Zeit selbst nicht richtig erkannt habe. Ich habe, als ich mich selbstständig gemacht habe, keine bewusste Benachteiligung erfahren, und dachte, wir seien sehr viel weiter in Sachen Geschlechtergerechtigkeit. Dann bin ich selbst aktiv geworden und habe festgestellt, dass es noch große Unterschiede gibt.

Können Sie das anhand von Zahlen belegen?

JH: Beispielsweise hat der Deutsche Journalistenverband 2019 gemeinsam mit dem Spiegel eine geschlechtsspezifische Untersuchung zum Thema Titelbilder in führenden Medien durchgeführt. Das Ergebnis: Fotografinnen und Illustratorinnen sind deutlich unterrepräsentiert bei Magazinen wie Spiegel, Zeit-Magazin und SZ-Magazin. Auch bei „Frauenzeitschriften“ wie Brigitte Woman, Cosmopolitan oder Donna überwogen die Beiträge von Männern. Bei einigen Magazinen wie Geo oder Beef waren überhaupt keine Frauen vertreten, lediglich bei Eltern überwog der Anteil der Fotografinnen, was auch für sich spricht. Auch in Berufsverbänden sind die Frauen deutlich in der Unterzahl, 2020 betrugt ihr Anteil beim BFF 12 % und bei Freelens 23 %. Ähnliches gilt für Fotografenrepräsentanzen, der Anteil an Fotografinnen bewegte sich 2020 zwischen 8 und 20 %.

Wie steht es um die Einkommens­situation?

JH: Auch hier sehen die Zahlen für die Fotografinnen nicht gut aus, im Bereich Fotojournalismus lässt sich das auch quantifizieren. So gaben bei einer Freelens-Um­-
frage im Jahre 2017 rund 40 Prozent der Fotografinnen einen Jahresgewinn zwischen 0 und 10.000 Euro an, bei den Männern waren es knapp 22 %. In der Einkommensklasse zwischen 25.000 und 50.000 Euro kehrten sich die Zahlen um, hier waren rund 32 % der Männer, aber nur 17 % Frauen vertreten. Der Gender-Pay-Gap ist also real, und er hat Auswirkungen auf die Altersvorsorge. Der Umfrage zufolge erwarteten demnach mehr als doppelt so viele Frauen (46,6 %) wie Männer (20,6 %) lediglich eine Gesamtrente zwischen 0 und 750 Euro und landen somit in der Altersarmut.

Woran liegt diese Ungleichheit aus Ihrer Sicht?

JH: Ich glaube, es ist vor allem ein strukturelles Problem, und das fängt schon beim Thema Kindererziehung an. Die Betreuungsarbeit bleibt auch heute noch meist an den Frauen hängen, die sich dann oftmals für einen Job mit mehr Sicherheit und einer vielleicht weniger guten Bezahlung entscheiden und gegen die Selbstständigkeit. Hinzu kommen patriarchale Strukturen, etwa die Tatsache, dass in den leitenden Stellen eher Männer sitzen, die Entscheiderpositionen eher mit Männern besetzen. Frauen müssen dann oft um wenige Führungspositionen konkurrieren.

Wie adressiert der Female Photoclub diese Probleme?

JH: Zum einen, indem wir überhaupt auf diese Probleme aufmerksam machen, zum anderen, indem wir die Sichtbarkeit von Fotografinnen erhöhen und die Fotografinnen von innen heraus stärken.

 Auf welchen Kanälen?

JH: Gemeinsam mit dem Online-Foto-Magazin kwerfeldein betreiben wir den Female Photoclub Podcast, in dem erfolgreiche Fotografinnen aus ihrer Arbeitspraxis erzählen. Hier geht es darum, Best-Practice-Beispiele aufzuzeigen und anderen Fotografinnen Mut zu machen. Außerdem organisieren wir Ausstellungen, Veranstaltungen, geben einen Newsletter heraus, indem wir die Arbeit von Fotografinnen beleuchten, und wir sind natürlich in den sozialen Netzwerken aktiv. Darüber hinaus …

 


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