„TRENDS HABEN MICH NOCH NIE GEJUCKT“

Im Gespräch mit Peter Schuffelen berichtet Portraitfotograf Götz Schleser über langweilige und spannende Menschenbilder, die Bedeutung des Handwerkszeugs, klassisches Offline-Marketing und das Für und Wider einer Mainstream-Orientierung.

Herr Schleser, was ist aktuell angesagt in der Portraitfotografie?

Götz Schleser: Wenn ich durch die Magazine blättere, dann sehe ich vor allem Portraits, bei denen die Leute frontal angeblitzt, fast könnte man sagen abgeschossen werden.

Klingt nicht so, als ob Sie das begeistert.

GS: Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich unbeliebt mache: Ich mag den derzeitigen Bildstil nicht besonders. Das ist ein Grund, warum Editorial-Fotografie nur noch 5 bis 10 % meines Business ausmacht.

Und der andere Grund?

GS: Die Redaktionen haben immer weniger Budget für Portraits. Auch deshalb arbeite ich inzwischen überwiegend im Corporate-Bereich. Da stimmen Aufwand und Ertrag noch überein.

Zu Ihren Kunden zählen auch Politiker von SPD und CDU. Entstehen da keine Animositäten?

GS: Nein, die buchen mich ja nicht als Parteigänger, sondern weil denen meine Bildsprache gefällt.

Unser Eindruck: Ihre Bildsprache ist recht heterogen.

GS: Das ist wahr. Wenn ich nicht immer etwas Neues ausprobiere, langweile ich mich irgendwann. Meinen Kunden geht das offenbar ähnlich. Die buchen mich auch und gerade wegen dieser unterschiedlichen Looks und der unkonventionellen Settings, in der Personen und Location interagieren.

Gilt das auch für Politiker?

GS: Definitiv. Politikerportraits sind ja oft sterbenslangweilig. Mit wenigen Ausnahmen: Die Kampagne für Christian Lindner fand ich beispielsweise sehr stark, weil sie mutig war. Da hat der Kollege einen wirklich guten Job gemacht.

Sie geben auch regelmäßig Portrait-Workshops, unter anderem beim bpp. Ist das Ihr Rat: Sei mutig und kümmere dich nicht um Trends?!

GS: Nein, das ist eine persönliche Entscheidung, es langweilt mich einfach zu Tode, immer dasselbe zu sehen. Ich bin mir aber sicher, dass man besseres Geld verdienen…


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