Remake einer Momentaufnahme

Thorsten Wulff hat sich im französischen Hyères auf die Spuren von Henry Cartier-Bresson begeben.

Diesen Rat gab Robert Capa seinem Freund Henri Cartier-Bresson in der Gründungsphase von Magnum. Cartier-Bressons Nachkriegsfotografie beweist, dass er Capas Rat folgte. Sie ist eine umfassende Bestandsaufnahme der Welt des zwanzigsten Jahrhunderts. Und doch blitzt in seinen Bildern auch immer wieder der Surrealist durch. In seiner Jugend war der Surrealismus eine frische Welle, die erst von der großen Depression, dem Aufstieg des Faschismus, der Niederlage der Spanischen Republik und schließlich Frankreichs gebrochen wurde. Korporal Cartier-Bresson geriet in deutsche Gefangenschaft und leistete 35 Monate Zwangsarbeit, bis ihm beim dritten Versuch die Flucht gelang (im New Yorker MoMa bereitete man eine posthume Ausstellung vor, die nach Henris Rückkehr 1947 stattfand). Diese Erfahrungen erklären vielleicht den Unterschied zwischen seiner frühen, abstrakt künstlerischen Arbeit und dem Nachkriegswerk. 40 Jahre später, 1987, folgte die nächste Ausstellung im Museum of Modern Art, unter dem Titel „The Early Work“ ging es um das Frühwerk. Ich war in diesem Sommer in New York und probte mein straßenfotografisches Können. Das Plakat zur Ausstellung begleitet mich seitdem. Es zeigt einen Radfahrer, der 1932 in der südfranzösischen Stadt Hyères unter einem Fibonacci-förmigen Treppengeländer durchfährt.

1932 war die Leica für Cartier-Bresson ein neues Instrument. Zwei Jahre zuvor war er nach Afrika gereist, wo er mit einer Rollfilmkamera fotografierte. Die Filme litten unter dem afrikanischen Klima, und nur wenige Aufnahmen blieben erhalten. …

 


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