Garmin Virb 360 im Airbus-Einsatz

An Bord eines Airbus 320, genauer gesagt im Cockpit, ist die Garmin-Virb-360-Kamera vom Flughafen Köln-Bonn nach Faro in Portugal geflogen. Verantwortlich für ihren Einsatz war der Kölner Fotograf Jan Knoff. Er war Anfang des Jahres einem Aufruf der digit! Redaktion gefolgt und hatte sich als Tester für die 2017 eingeführte 360°-Kamera beworben. Garmin stellte für das Projekt neben der Kamera auch die GPS-Multisport-Smartwatch Garmin vivoactive 3 zur Verfügung.

Allzu viel Platz bietet ein Flugzeugcockpit zur stabilen Positionierung einer Kamera nicht. Alternativen sind die Oberseite des „Armaturenbretts“ …

Knoff selbst griff auf die Halterung eines anderen Kameraherstellers zurück, die sich bereits bei früheren Einsätzen an Bord einer großen Passagiermaschine bewährt hatte. Trotz seiner Erfahrung mit anderen Foto- und Filmprojekten im Aviationbereich waren vor dem Abflug – wie immer – formale Bedingungen zu erfüllen. So mussten zunächst verschiedene Genehmigungen eingeholt werden, was bei den derzeitigen Turbulenzen im Markt der deutschen Fluglinien mit Blick auf Markenrechte und Unternehmensübernahmen nicht ganz einfach war. Endlich an Bord war das nächste Problem zu lösen. Denn ein geeigneter Platz für die Kamera, die keinesfalls den Flugbetrieb und die Sicht des Piloten stören darf, ist aufgrund der Enge des Cockpits nicht ohne Weiteres zu finden. Knoff entschied sich schließlich für zwei Varianten: Einmal für das „Armaturenbrett“, einmal für den oberen Bereich der Scheibe, jeweils links vom Mittelholm. Die beiden Objektive der Kamera wurden ins Cockpit bzw. geradlinig vom Flugzeug weg nach außen ausgerichtet.

Hier schien die Kamera stabil zu stehen. Schien deshalb, weil bei Start und Landung Vibrationen entstanden, die sich negativ auf die Qualität des Bildmaterials auswirkten. Auch Unebenheiten der Start- und Landebahnen wurden direkt auf die Kamera übertragen. Die in die Kamera integrierte sphärische Bildstabilisierung mit drei verschiedenen Modi vermochte nicht, diese Verwacklungen komplett auszugleichen. „Dabei muss man bedenken, dass die Baureihe 320 des Airbus und speziell die Maschine, mit der ich geflogen bin, schon viele Jahre alt sind“, meinte Knoff. „Die Verkleidung des Cockpits besteht aus Kunststoffteilen, die natürlich im Laufe der Zeit immer instabiler werden. Bei einer ganz neuen Maschine wären die Vibrationen und Schläge sicherlich nicht so deutlich geworden.“ Abhilfe für das Problem könnte laut Knoff grundsätzlich ein Gimbal schaffen, der sich dann aber wiederum negativ auf die Größe des eingesetzten Kameraequipments auswirken würde.

Datenaufzeichnung mit einer GPS-Smartwatch

Die Garmin-GPS-Multisport-Smartwatch diente bei Knoffs Projekt unter anderem dazu, verschiedene Daten aufzuzeichnen, unter anderem die GPS-Koordinaten des Fluges. Diese lassen sich dann anschließend am Computer auswerten und beispielsweise auf Karten anzeigen oder – mit der entsprechenden Software – in Virb-360-Videos integrieren. Davon, dass die Datenaufzeichnung in Kamera und Uhr problemlos funktioniert, konnte sich Knoff bereits als „normaler Passagier“ bei einem Flug nach Zürich überzeugen. Zum Glück, denn bei der Realisation des Garmin/digit!-Projekts war die Aufzeichnung von GPS-Daten offensichtlich durch die extreme Abschirmung des Cockpits nicht möglich. Hier speicherte die Datenuhr lediglich Uhrzeit und Pulsfrequenz.

Mit der Garmin Virb 360 und Wearables wie der Garmin-GPS-Multisport-Smartwatch vivoactive 3 lassen sich zahlreiche Daten aufzeichnen, von denen dann anschließend einige am Computer ausgelesen bzw. in die Videofilme integriert werden können.

Die Garmin-Virb-360-Kamera überzeugt

Mit der Kamera selbst und ihren Leistungen zeigte sich Knoff zufrieden. Vor allem die im Vorfeld geäußerten Bedenken wegen des hohen Kontrastes – eine Kamera zeichnet das relativ dunkle Cockpit­innere auf, die andere die helle Außenwelt – erwiesen sich als unbegründet. Bei der Entscheidung, den einen Bereich zu hell oder den anderen Bereich zu dunkel zu filmen, „hat die Kamera sich meiner Meinung nach für die beste Lösung entschieden“, betonte Knoff, „nämlich gegen das Ausfressen der hellen Bereiche außen und damit das Abschneiden von Daten aus dem Histogramm.“ Damit zeigt sich die Kamera ähnlichen Einsatzszenarien, zum Beispiel im Pkw, absolut gewachsen.

Sehr zufrieden äußerte Knoff sich zur Handhabung der Kamera. „Das Menü ist sehr reduziert. Das halte ich bei einer Kamera wie dieser für einen Pluspunkt, da man auch ohne Bedienungsanleitung sehr schnell die einzelnen Punkte findet und sich nicht mit zu vielen Einstellungen verzetteln kann“, sagt Knoff. „Auch die Bildqualität ist mit bis zu 5,7K beim Filmen und bis zu 4K bei 30 fps herausragend.“ Wem die Qualität der internen Mikrofone nicht ausreicht, der kann über ein Klinkenkabel ein zusätzliches externes (Surroundsound-)Mikrofon mit der Kamera koppeln. So lässt sich auch bei der Tonaufzeichnung bei Bedarf Studioqualität erreichen.

Trotz der großen Zufriedenheit mit der Qualität und insbesondere dem Preis-Leistungs-Verhältnis – immerhin liegt der UVP der Garmin Virb 360 unter 800 Euro – würde sich Knoff aus Sicht des professionellen Fotografen noch die ein oder andere Verbesserung wünschen. So wären seiner Meinung nach mehr manuelle Einstellmöglichkeiten, zum Beispiel zur Über- oder Unterbelichtung, hilfreich. Der Fotograf müsste sich dann nicht auf die Kameraintelligenz verlassen, wenn er ein bestimmtes Bildergebnis realisieren will. Auch ein Plus an Frameraten fände Knoff gut, weil sich damit individueller und kreativer arbeiten ließe.

Abschließend hat Knoff einen Tipp für potenzielle Nutzer der Garmin Virb 360: Der Energieverbrauch beim Filmen ist hoch. Deshalb empfiehlt es sich, insbesondere in Situationen, in denen die Kamera im Dauerbetrieb laufen soll oder es keine Möglichkeit zum Aufladen der Akkus gibt (wie in einem Flugzeug oder einem fahrenden Pkw), mindestens einen, besser noch zwei Ersatzakkus bereitzuhalten.

Ein Videobeispiel (6:51) des Tests ist unter youtu.be/z2Bexxg4Fbs zu finden.

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www.garmin.de

Jan Knoff wurde 1968 geboren. Er studierte Foto- und Filmdesign an der Fachhochschule Bielefeld und sammelte anschließend viele Jahre lang als freier Fotograf und Studiofotograf Erfahrung. Erste Kontakte zur 360°-Fotografie datieren in die Zeit des Studiums zurück. Heute orientiert sich Knoff in seiner fotografischen Arbeit vor allem an journalistischen und künstlerischen Sichtweisen. Seine Spezialgebiete sind People- und Portrait-, aber auch Konzert- und Eventfotografie.
www.janknoff.de

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